Der markt- und wettbewerbsorientierte Prozess des Zielkostenmanagements umfasst die Zielkostenfindung, -spaltung und -realisierung. Systematisches und frühzeitiges Target Costing im Produktlebenszyklus resultiert in kundenwertoptimalen Produkten.
Die Gefahr einer Überschreitung der geplanten Zielkosten ist immens. Sie hat vielschichtige interne und externe Ursachen. Defizite im Zielkostenmanagement sind vor allem in einer fehlenden Systematik, in späten technischen Änderungen sowie einer zu späten Berücksichtigung der Kosten begründet. Intern beteiligte Fachbereiche greifen oftmals auf unterschiedlich aktuelle Informationen zu. Die Lieferanten hingegen besitzen entweder einen alten Informationsstand oder verfügen über einen Informationsvorsprung. Diese internen und externen Informationsasymmetrien können unbewusst oder bewusst auftreten. Durch bereichsbezogene Ziele kommt es bei Querschnittsthemen zu Konflikten, beispielsweise beim Ressourceneinsatz oder bei der Terminplanung. Lieferanten verfolgen teilweise ihr eigenes Margenziel auf Kosten des Abnehmers. Ein weiterer Aspekt ist die Intransparenz während der Produktentstehung. Fehlende Transparenz über technische Wechselwirkungen im Gesamtsystem oder die im Entwicklungsverlauf veränderten Prämissen führen zu suboptimalen Kosten der technischen Lösung des Gesamtsystems. Die Änderungsrisiken in der späten Entwicklungsphase stellen eine weitere Hürde in der Zielkostenerreichung dar. Unvorhersehbare, technisch notwendige Änderungen oder Rohstoffpreisschwankungen führen zu höheren Stückkosten. Zudem stellen Lieferanten den Aufwand zur Durchführung sowie Kompensation der Änderungen zur Verbesserung der Marge übertrieben hoch dar.
Ausgangspunkt des Zielkostenmanagements bildet der Kundennutzen, der markt- und kundennah ermittelt und vom Abnehmer und Lieferanten gemeinsam realisiert wird. Das TCW-Konzept beinhaltet die Identifikation von Kostenreduzierungspotenzialen bei gleichzeitiger Steigerung des Produktwertes aus Sicht des Kunden. Über die Systematik des Zielkostenmanagements können wesentliche produktbezogene Erfolgsparameter positiv beeinflusst werden. Die Schlüsselfragen sind:
Der Zielkostenmanagement-Prozess in der TCW-Projektarbeit ist in die drei Phasen Zielkostenfindung, Zielkostenspaltung sowie Zielkostenerreichung untergliedert. Die Projektarbeit wird in jeder Phase durch spezifische Methoden und Konzepte unterstützt.
In der ersten Phase erfolgt die Identifikation von kundenrelevanten und kaufentscheidenden Produktmerkmalen (z.B. Abmessungen, Größe) sowie deren mögliche Ausprägungen (z.B. Kompakt, Standard, Full-Size). Über die Kombination von Produktmerkmalen mit bestimmten Ausprägungen lassen sich Produktprofile erstellen, die (möglichen) Kunden für eine Präferenzbefragung vorgelegt werden. Hierfür kann beispielsweise die web-basierte Conjoint Analyse angewendet werden. Da der Preis als ein Produktmerkmal mit in die Bewertung einfließt, enthält das Ergebnis nicht nur wichtige Informationen für die Produktkonzeption, sondern auch für dessen Preisgestaltung, aus der sich nach Abzug der Zielmarge die Zielkosten (top-down) ergeben. In der Phase Zielkostenspaltung werden die Gesamtzielkosten auf einzelne Produktkomponenten verteilt. Dabei ist von einer pauschalen Kürzung der Kosten auf Basis der Kostenstruktur des Vorgängerproduktes abzuraten. Die Kostenverteilung sollte sich vielmehr an der Nutzenverteilung aus Kundensicht orientieren. Da der Nutzen von Produktfunktionen wie beispielsweise „PKW-Klimatisierung realisieren“ sich mit der Zeit verändert, führt eine Kostenverteilung auf Basis des Vorgängerproduktes zu suboptimalen Ergebnissen – so hat der vom Kunden bewertete Teilnutzen einer Klimaanlage in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen. Zielsetzung der Phase Zielkostenerreichung ist die planmäßige Umsetzung der Zielkosten bis zum Start der Produktion. Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Vermeidung von Kostenerhöhungen aufgrund technischer Änderungen in der späten Entwicklungsphase. Empirische Untersuchungen zeigen, dass eine präventive, methodengestützte Strategie dazu beiträgt, das Risiko von Zielkostenüberschreitungen deutlich zu reduzieren.
Eine Vielzahl an Projekten wird mit einer Überschreitung der ursprünglich gesetzten Zielkosten konfrontiert. Das TCW hat im Durchschnitt der durchgeführten Projekte eine Ist-Erwartung ermittelt, die 16% über dem ursprünglichen Sollwert lag. Die konsequent auf Erreichung der Targets ausgerichteten Projektabläufe ermöglichten eine Reduzierung um 30%, so dass ein neu gesetztes Target 19% unter dem ursprünglichen Sollwert lag. Die zu Grunde liegenden Fallbeispiele stellen eine Mischung aus früher, mittlerer und später Entwicklungsphase dar.