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Globale Industrialisierung

[04.09.2009]

Foto: WavebreakmediaMicro / fotolia.com

Die Heimatmärkte in den Industrieländern sind für etablierte Industrieprodukte gesättigt. Die Märkte sind aufgeteilt und die Unternehmen haben sich ihren Marktanteil, soweit man nicht über die Landesgrenzen hinausblickt, gesichert. Die anhaltende Globalisierung öffnet neue Beschaffungs- und Absatzmärkte. Im Allgemeinen nutzen Unternehmen diese neuen Möglichkeiten zur Reduzierung ihrer Materialkosten über die Beschaffung. Einige Unternehmen verstehen es, in den neuen Märkten zusätzlichen Umsatz zu generieren. Andere Unternehmen bauen in Wachstumsmärkten fern der Heimat neue Standorte auf, aus denen heraus sie die Region bedienen. Die letztgenannten Unternehmen durchbrechen die Grenzen der gesättigten Heimatmärkte. Sie wachsen weiter und erreichen Größen, die es ihnen erlauben, die ehemals gleichgroßen Wettbewerber vom Weltmarkt zu verdrängen, selbst in ihren jeweiligen Heimatmärkten zurückzudrängen oder durch Akquirierung vom Markt verschwinden zu lassen. Zur Unterstützung einer erfolgreichen Globalen Industrialisierung hat das TCW eine standardisierte Methode entwickelt.

Die Industrialisierung in fremden Ländern ist also eine adäquate Möglichkeit zur Generierung zusätzlichen Umsatzes und zur Reduzierung von Herstellkosten. Sie ist eine Notwendigkeit für die Erzeugung von Wachstum und damit für das langfristige Überleben des eigenen Unternehmens. Viele Unternehmen haben sich insbesondere in Osteuropa und in China am Aufbau von neuen Produktionsstätten versucht und sind gescheitert. Die Gründe hierfür sind vielfältig. In vielen Fällen waren die Entscheidungen nicht fundiert und das Management hat sich nicht intensiv genug mit den Aspekten der Organisationsentwicklung befasst.

Globale Industrialisierung ist eine umfassende Methode zur nachhaltigen Durchdringung der Zielmärkte. Dabei ist der Fokus von vorneherein auf die weltweite Ausdehnung der Geschäftstätigkeit gerichtet. Es geht also nicht nur um die Gewinnung eines Landes als neue Vertriebsregion oder den Aufbau eines neuen Standortes in einem bestimmten Land. Vielmehr geht es um die Bildung eines weltumspannenden Netzwerkes von Standorten, die mit ihrer individuellen Ausgestaltung der Wertschöpfungskette bestmöglich auf die regionalen Kundenbedürfnisse eingehen. Dabei kann die Wertschöpfungskette den lokalen Rahmenbedingungen entsprechend vollständig oder partiell aufgebaut werden. Durch die Auffassung der Standorte als Wertschöpfungsnetzwerk können übergreifende Kosten- und Synergiepotenziale gehoben werden.

Globale Industrialisierung umfasst also alle direkt und indirekt wertschöpfenden Prozesse:

  • Vertrieb
  • After Sales und Product Support
  • Produktion
  • Entwicklung
  • Einkauf
  • Logistik
  • Administration und Management

Die strukturierte Methode des TCW zur Entwicklung der Globalen Industrialisierung enthält 3 Konzeptionierungsmodule und ein Umsetzungsmodul.


Im ersten Modul werden die Vorarbeiten im Unternehmen gesichtet und Expertengespräche geführt. Dabei gilt es, alle im Unternehmen vorhandenen Informationen zu verdichten und eine einheitliche und optimale Ausgangsbasis für das Projekt zu schaffen.

Im zweiten Modul werden im Wesentlichen zwei Kernfragen beantwortet. Einerseits müssen die relevanten Zukunftsmärkte der Branche identifiziert werden und andererseits wird das bestehende Produktportfolio hinsichtlich geeigneter Produkte überprüft. Anschließend werden die geeigneten Länder und Produkte zusammengeführt. Das so entstandene Globalisierungspotenzialbild wird um Verstärkungsfaktoren wie akuter oder absehbarer Marktbedarf, oder politische Unterstützungsfähigkeit ergänzt.

Im Modul 3 werden zuerst die Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auf der Grundlage von lokalen Gegebenheiten wie Produktionsfähigkeiten und Verfügbarkeit von Kooperationspartnern definiert. Abschließend wird ein konkreter Umsetzungsplan erarbeitet.

Das vierte Modul umfasst die Umsetzung des erarbeiteten Globalisierungskonzeptes. Die Umsetzung erfolgt für verschiedene Länder sequentiell und für jedes Land stufenweise. Die gewonnenen Erfahrungen werden in das Konzept eingearbeitet, wodurch die Globalisierung im Zeitablauf deutlich beschleunigt werden kann.

Das Konzept der Globalen Industrialisierung führt zu

  • Erschließung von neuen Beschaffungsquellen und Beschaffungskostenreduzierung,
  • Erschließung von Wissensquellen und Entwicklungskapazitäten für die jeweiligen Märkte, aber auch für den Heimatmarkt,
  • Erschließung von neuen Produktionsstandorten, an denen die lokal geforderte Kostenstruktur abgebildet werden kann,
  • Erschließung von neuen Absatzmärkten und
  • nachhaltigem Wachstum und Wettbewerbsvorteilen auf weltweiten Märkten.

Die Anwendung des Konzeptes liefert weitere wertvolle Zwischenergebnisse, von denen im Folgenden einige aufgezählt sind:

  • Analyse der Kernprozesse von Entwicklung, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Service
  • Ermittlung der Top-Länder für die Branche auf Basis der Marktbedarfe und spezifischer Bewertungen
  • Klassifizierung der Länder nach Potenzialen und Rahmenbedingungen für Produktion und Vertrieb
  • Aufbau von länderspezifischen Kostenindizes
  • Ermittlung der Chancen und Risiken einer lokalen Produktion und Ermittlung des Kompetenzprofils
  • Analyse der Märkte hinsichtlich Marktvolumen, Produkte, Umsätze, Kosten und Leistungen
  • Analyse der Märkte hinsichtlich Local-Content-Forderungen
  • Ermittlung der Chancen einer lokalen Produktion vor dem Local-Content-Hintergrund
  • Ermittlung der Wettbewerbersituation je Zielland
  • Analyse der einzelnen existierenden und geplanten Produkte hinsichtlich ihrer Verlagerungsfähigkeit bzw. Produktionsfähigkeit vor Ort
  • Erarbeitung einer Länder/Produkt-Matrix als Entscheidungsbasis
  • Ausarbeitung von Szenarien für die Soll-Wertschöpfungskette in den Zielländern
  • Ausarbeitung der globalen Supply Chain
  • Ermittlung der Soll-Prozesse und Soll-Strukturen
  • Ermittlung von möglichen Kooperationspartnern vor Ort mit Kompetenzprofilen
  • Ausarbeitung eines Konzepts für die Standortauswahl und -planung in den Zielländern
  • Aufbau eines globalen Standortkonzepts auf Basis der Komponentenstrukturen und Kostenindizes
  • Ableitung der Anforderungen an die eigene Organisation hinsichtlich interkultureller Fähigkeiten
  • Ableitung der Qualifikationsprofile für die Mitarbeiter und Ermittlung des Trainingsbedarfs der Mitarbeiter
  • Ausarbeitung eines Geschäftsplans
  • Erarbeitung der notwendigen Umsetzungsschritte übergreifend und auf Fachbereichsebene

Weiterführende Literatur:

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