[21.06.2007]
Der Aufschwung setzt sich in Deutschland auch in diesem Jahr dynamisch fort. Die Stimmung in der Wirtschaft ist optimistisch und viele Unternehmen sind weiter auf Investitionskurs. Die Kapazitätsauslastung des verarbeitenden Gewerbes ist im vierten Quartal 2006 noch einmal leicht auf 87,6 % (drittes Quartal 2006: 86,5%) gestiegen. Der verhaltene Anstieg zeigt, dass immer mehr Branchen an der Grenze ihrer Kapazitäten produzieren und zur Aufrechterhaltung des hohen Produktionsniveaus neue Investitionen tätigen müssen. Ein Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen in Höhe von rund 7 % erscheint dem BDI in diesem Jahr realistisch. Im Dezember 2006 waren die Sachkapazitäten im Maschinenbau zu 91,7 % ausgelastet. Mehr als jeder zehnte Maschinenbauer klagt mittlerweile über Kapazitätsengpässe und Arbeitskräftemangel. Von Produktionsbehinderungen durch Materialknappheit ist inzwischen fast jedes vierte Unternehmen betroffen.
Der Handlungsbedarf liegt somit zum einen in der Erhöhung der Effizienz der vorhandenen internen Ressourcen sowie zum anderen in der kurzfristigen Erschließung zusätzlicher interner sowie externer Kapazitätspotenziale. Aufgrund der derzeit langen Lieferzeiten für Neumaschinen von oftmals über 12 Monaten ist eine kurz- bis mittelfristige Kapazitätssteigerung an den internen Engpassstellen lediglich durch drei verschiedene interne Handlungsstrategien initiierbar.
Den ersten Hebel zur Erhöhung der internen Produktionskapazität stellt die Erhöhung des Maschinennutzungsgrades dar. Dies kann beispielsweise realisiert werden, indem Rüstzeiten durch eine Segmentierung der Fertigung sowie durch eine Bündelung von Aufträgen gesenkt werden. Versetzte Pausenkonzepte für die Mitarbeiter sowie die Reduzierung von Störungen durch präventive Wartung stellen weitere Lösungsansätze dar. Insgesamt ist durch eine Reduzierung nicht wertschöpfender Zeitanteile die Anlagenverfügbarkeit auf Basis einer verbesserten Prozesssicherheit zu steigern.
Der zweite Hebel zur internen Kapazitätsausweitung ist die Erhöhung der jährlichen Nutzungszeit der Maschinen. In diesem Kontext stellen eine Anpassung und Flexibilisierung des Arbeitszeitmodells sowie eine Erhöhung der Mehrfachqualifikation, z.B. zur Kompensation des Krankenstands, exemplarische Lösungsansätze dar.
Die Erhöhung der Produktivität der Maschinen und Anlagen bildet schließlich die dritte Strategie. Hiermit kann die effektive Kapazität und somit der Output gesteigert werden. Dies kann durch Anpassungsinvestitionen, Prozessoptimierungen sowie durch eine Reduzierung des Fehlerniveaus realisiert werden.
Nach Ausschöpfung der internen Kapazitätspotenziale können Optionen zur Erhöhung der Fremdvergabe analysiert werden. Hierbei wird die Machbarkeit der Verlagerung einzelner Teilprozesse aus Sicht der Arbeitsvorbereitung, des Einkaufs sowie der Entwicklung systematisch überprüft. Entscheidungskriterien aus Sicht der Arbeitsvorbereitung sind z.B. die Notwendigkeit der internen Durchführung spezieller Prüfungen. Die Einkaufsabteilung klassifiziert im Rahmen der Analyse den bisherigen Verlagerungsstatus und prüft geeignete Unterlieferanten. Der Entwicklungsabteilung kommt bei der Outsourcingentscheidung die Aufgabe des Schutzes der Kernkompetenzen zu. Für aus Kernkompetenzgesichtspunkten besonders kritische Teile kann beispielsweise die Endbearbeitung intern erfolgen.
Das TCW hat zur Erschließung von Kapazitätspotenzialen eine systematische Vorgehensweise entwickelt: Aufbauend auf einer Analyse der unternehmensspezifischen Ausgangssituation, der aktuellen Entwicklungen im Unternehmensumfeld und der daraus resultierenden Anforderungen werden analysiert: