[09.02.2021]
Ressourceneffiziente, ökologische Produkte sind mehr als eine Anforderung umweltbewusster Kunden. Nachhaltigkeit wird sich nur durchsetzen, wenn sie zugleich wirtschaftlich attraktiv ist. Durch den Einsatz digitaler Technologien können neue Produkte entwickelt und bestehende optimiert werden, so dass Potenziale im hohen zweistelligen Prozentbereich gehoben werden. Davon profitiert nicht nur die Umwelt, sondern insbesondere Kunden und Hersteller. TCW unterstützt mit einem praxiserprobten Konzept bei der Entwicklung innovativer, digitaler Produkte.
Im aktuellen Fallbeispiel handelt es sich um ein Unternehmen aus dem Fahrzeugbau. Auf die gesamte Branche wirkt sowohl von Kundenseite her als auch durch staatliche Initiativen wie Klimaschutzabkommen oder dem Green Deal ein hoher Druck, die CO2-Emissionen zu reduzieren und grüner zu werden. Derjenige, der zuerst eine ressourceneffiziente, wirtschaftliche Lösung auf den Markt bringt, wird sich in diesem Teilbereich branchenübergreifend durchsetzen. Um in diesem dynamischen Umfeld zu bestehen, reichen klassische Produkte nicht mehr aus. Auch das Unternehmen sah sich mit einem Innovationsdruck konfrontiert, der die Möglichkeiten des Internet der Dinge und von Industrie 4.0 geschickt nutzt. Das Ziel war es, innovative, smarte Produkte zu entwickeln, die Kundenprobleme lösen und den Ressourceneinsatz signifikant reduzieren. Gleichzeitig muss aber auch die interne Technologieinfrastruktur und deren Komplexität berücksichtigt und bedarfsgerecht angepasst werden. Bei dieser komplexen Aufgabe hat TCW das Unternehmen unterstützt.
Für die Entwicklung smarter Produkte wurde gemeinsam mit Mitarbeitern von TCW und dem betrachteten Unternehmen ein Rahmenwerk mit vier Säulen erarbeitet:
TCW setzt bewährte Methoden wie Roadmapping, Cost Engineering, Conjoint-Analyse oder Customer Value Analyse ein, um die Entwicklung smarter Produkte zu unterstützen. Auch im vorliegenden Fall konnte durch den Einsatz des Methodenbaukasten von TCW sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter nicht bei einzelnen Technologien hängen bleiben, sondern sich auf die Lösung der Kundenanforderungen und das Schaffen von mehrpreisfähigen Produkten konzentrieren. Damit die smarten Produkte die Bedürfnisse der Kunden adressieren, ist ein regelmäßiger Austausch mit Lead Usern der Zielgruppe notwendig. Hierzu wurde eine Messe alle vierzehn Tage mit ausgewählten Kunden etabliert. Auf dieser stellen Mitarbeiter der Entwicklung mit Hilfe der Unterstützung durch den Vertrieb Prototypen des aktuellen Entwicklungsstandes vor und regen die Kunden zum Testen an. Mit dem wertvollen Kundenfeedback wird die nächste Entwicklungsrunde gesteuert. Gleichzeitig konnte so auch unter realitätsnahen Bedingungen erprobt werden, inwiefern der Ressourcenverbrauch tatsächlich bereits reduziert werden konnte und wo noch Nachbesserungen vorzunehmen sind. Es zeigt sich, dass die so entwickelten smarten Produkte nicht nur einen wesentlich reduzierten Ressourcenverbrauch, sondern auch einen erhöhten Funktionalitätsumfang verglichen mit Wettbewerbsprodukten aufweisen.
Das Projekt gliederte sich in fünf Phasen:
Zunächst wurde gemeinsam mit Mitarbeitern aus Marketing, Vertrieb und Kundenservice die interne Sicht auf die Kundenanforderungen erhoben. Parallel hierzu hat TCW eine Befragung durchgeführt. Hierbei wurden nicht nur bestehende Kunden, sondern auch abgewanderte Kunden als attraktiv bewertete Kundensegmente berücksichtigt. Es wurden Kaufentscheidungen, Merkmale und mehrpreisfähige Features sowie Zahlungsbereitschaft mittels Conjoint-Analyse erhoben und bewertet. So kann die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht werden und der Grundstein für Umsatz- und Margenwachstum gelegt werden. Die so erhobenen Kundenanforderungen wurden mit dem bestehenden Leistungsportfolio des Unternehmens und der internen Entwicklungsroadmap unter Einsatz von Business Intelligence-Methoden verglichen.
Auch das bestehende und geplante Produktportfolio der wichtigsten Markteilnehmer wurde einer Analyse unterzogen. Hierzu setzt TCW unter anderem Messeaudits und Patentclusteranalysen ein. Ziel war es, ein Commitment aller Beteiligten zu erreichen und die vielversprechendsten Produktideen zu priorisieren. Die Entwicklung mehrpreisfähiger Produkte wurde beschleunigt bei gleichzeitig reduzierten Kosten. Im nächsten Schritt wurden die Eigenschaften der so ausgewählten Produkte detailliert. Mit der Conjoint-Analyse von TCW konnte dank einem besseren Kundenverständnis die angedachte Variantenkomplexität reduziert und gleichzeitig die mehrpreisfähigen Produkteigenschaften priorisiert werden. Während die Entwicklung der Produkte und Komponenten, die keinen organisatorischen Änderungen bedürfen, sofort begonnen wurde, wurde parallel dazu die notwendige Organisationsanpassung erarbeitet. Ziel hierbei war es, die Änderungen möglichst gering zu halten und gleichzeitig die Entwicklung schlagkräftiger aufzustellen. Zum einen wurden Teams innerhalb der Entwicklungsabteilung entsprechend der vier Säulen smarter Produkte gebildet. Auf der anderen Seite wurde das Konzept für die agile Steuerung und Integration von Kundenfeedback in Form der Innovationsmessen gemeinsam mit TCW erarbeitet und umgesetzt.
Hierbei werden agile Methoden wie Scrum eingeführt und die Entwicklungsabteilung entsprechend ausgerichtet. Verhaltensmuster in der Zukunft werden vorgezeichnet und man zielt heute dorthin, wo das Ziel sein wird und nicht wo es heute gerade ist. Dabei hilft die Analyse der gigantischen Datenmengen, die Kunden produzieren. Aus diesen Daten lassen sich Muster destillieren, welche das vage Zukunftsbild etwas schärfen können. Bei der Entwicklung smarter Produkte stellt das R&D-Controlling ein zentrales Instrumentarium dar, mit dem die Transparenz technischer, zeitlicher und finanzieller Chancen und Risiken bei Entwicklung und Einführung neuer, smarter Lösungen erreicht werden kann. Dabei gilt es insbesondere den wirtschaftlichen Erfolg des einzelnen Projekts als Beurteilungs- und Steuerungsparameter heranzuziehen, um im laufenden Prozess sicherstellen zu können, dass das technische Leistungspotenzial nur soweit ausgereizt wird, wie dies wirtschaftlich sinnvoll ist.
Bei smarten Produkten geht es nicht darum, die Grenzen des technisch Machbaren auszuloten. Vielmehr sind digitale Technologien das Mittel der Wahl, um Kundenanforderungen nach einem geringeren Ressourcenverbrauch zu erfüllen und gleichzeitig Over-Engineering zu vermeiden.
Durch die Integration von Temperatursensoren und einer intelligenten Kopplung mit der Fahrzeugsteuerung konnte der Verschleiß um 15% reduziert werden. Die Vernetzung verschiedener Fahrzeuge über eine Cloud ermöglicht es Flottenbetreiber, die Flottengröße bedarfsgerecht zu steuern. Dadurch konnten ineffiziente Nutzungen reduziert und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit um knapp ein Viertel gesteigert werden. Dies lässt sich unter anderem an einem Umsatzwachstum von 30 % verdeutlichen. Der Einsatz von Virtual Reality ermöglicht es, den Zustand des Fahrweges während der Fahrt zu monitoren. Somit konnte die Produktivität bei den Instandhaltern bereits in der ersten Phase durchschnittlich um 100 Stunden je Mitarbeiter erhöht werden.