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Produktkostenreduzierung durch schlanke und effiziente Logistik

[12.06.2017]

Foto: zinkevych - fotolia.com
Das betrachtete Unternehmen aus der Medizinbranche stand vor dem Problem, dass die Einführung eines neuen Modells seiner Laborgeräte auf dem Markt nicht die gewünschten Verkaufszahlen erreicht hat. Ziel war es daher, die Kosten des neuen Modells zu senken, um einen attraktiveren Preis am Markt anbieten zu können. Im Rahmen einer Kostenanalyse konnte TCW die Logistik als Kostentreiber identifizieren und mit Maßnahmen zur Optimierung der Bestände und Logistikprozesse die Logistikkosten des Produkts um 37% reduzieren.

In der betrachteten Fallstudie handelt es sich um ein Unternehmen aus der Medizinbranche, welches Einwegprodukte und medizinische Geräte im Premiumsegment für den Laborbereich anbietet. Das untersuchte Produkt in diesem Projekt wird im Laborumfeld eingesetzt und gilt bis dato als Marktführer aufgrund seiner Funktionalität, Langlebigkeit und Qualität. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen ein neues Laborgerät entwickelt, in welchem es alle Vorteile der bisherigen Modelle vereint und vor allem das Design und die Ergonomie weiterentwickelt. Das neue Modell, welches in dieser Fallstudie untersucht wird, sollte für jeden Anwender geeignet sein und daher sowohl gute manuelle Bedienbarkeit erlauben als auch sämtliche elektronische Features beinhalten, die den Arbeitsablauf erleichtern und noch genauere Messergebnisse ermöglichen.

Kunden kaufen lieber das ältere, günstigere Modell

Nach der Einführung des neuen Modells musste das Unternehmen jedoch feststellen, dass die geplanten Verkaufszahlen nicht erreicht werden konnten. Ein Grund dafür lag in dem hohen Verkaufspreis. Mit Unterstützung des TCW konnten Kostentreiber identifiziert und Maßnahmen formuliert werden, um die Produktkosten zu senken. Neben weiteren materialseitigen Kostentreibern konnten in der ersten Phase des Projekts auch hohe Qualitätskosten, hohe interne Logistikkosten und hohe Bestandskosten festgestellt werden.

Das Unternehmen produziert einzelne Elemente des neuen Produkts an weltweit unterschiedlichen Standorten. So werden etwa Plastikteile in Asien und Skandinavien produziert und die Elektronik für das Gerät kommt aus Zentraleuropa. Da es keine durchgängige Produktionsplanung gibt, ist das Unternehmen gezwungen, Auftragsspitzen durch Bestände auszugleichen, was dazu führt, dass an allen Produktions- und Montagestandorten Bestände vorgehalten werden müssen. Die dezentrale Lagerstruktur mit Verteilzentren in Asien, Nordamerika und Europa verstärkt zudem den Effekt der hohen Bestandskosten, weil die Transportrisiken der langen Transportstrecken mit weiteren Beständen abgesichert werden müssen. In einer Analyse des TCW zeigten sich Wiederbeschaffungszeiten der Verteilzentren von bis zu 48 Wochen.


Das Geschäft in dem untersuchten Produktbereich ist saisonal. Die Kunden bestellen überwiegend am Jahresanfang und am Jahresende. Zwischen diesen Zeiten erhält das Unternehmen nur wenige Aufträge und baut für die auftragsstarken Monate Bestände auf, um die Lieferverfügbarkeit von 97% aufrechtzuerhalten. Die Bestände können jedoch nicht weltweit transparent abgebildet werden, was zu Überkapazitäten führt. Das TCW hat ermittelt, dass das Unternehmen etwa 20% mehr produziert, als es verkauft.

Lieferanten liefern im Schnitt 14 Tage zu spät und 8 Tage zu früh

Zusätzlich hat sich herausgestellt, dass im Einkauf kein konsequentes, standardisiertes Lieferantenmanagement betrieben wird. In einer Einkaufsanalyse des TCW konnte festgestellt werden, dass einerseits im Durschnitt die Zukaufteile 14 Tage zu spät in der Produktion angeliefert werden und andererseits im Schnitt 8 Tage zu früh ankommen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den Bestandsverlauf, da einerseits Fertigprodukte den verspäteten Nachschub an Bauteilen ausgleichen müssen und andererseits Lagerkapazitäten geschaffen werden müssen, um die verfrühten Bauteile einzulagern. Zurückzuführen ist diese Situation auf die geringe Kaufkraft gegenüber den Lieferanten, weil das Unternehmen nur eine geringe Stückzahl verkauft und bei den Lieferanten als C-Kunde gilt. Mehr als die Hälfte des Einkaufsvolumens wird in diesem Produktbereich des Unternehmens mit zwanzig Lieferanten abgedeckt.

Das Projektziel von TCW ist daher, Kontrollmechanismen zur Qualitätssicherung in der gesamten Supply Chain zu etablieren. Zunächst sollen diese Mechanismen im Einkauf und im Lieferantenmanagement implementiert werden, wobei Synergien mit dem Einkauf anderer Unternehmensbereiche identifiziert werden. Zur Reduzierung der Bestände soll ein bereichsübergreifendes, unternehmensweites Bestandsmanagement eingeführt werden, welches eine transparente Bestandsübersicht liefert und letztlich eine Einsparung in den Fertigungskosten und in den Overheadkosten realisieren kann.

Durchgängiges Bestandsmanagement und standardisierte Lieferantenbewertung als Lösungsansatz zur Senkung der Logistikkosten

TCW hat in dem untersuchten Produktbereich des Unternehmens ein standardisiertes Lieferantenbewertungssystem eingeführt, welches als Basis für Vertragsverhandlungen dienen wird. Die Mitarbeiter wurden dabei zusätzlich zu den neuen Standards geschult und vom Management angehalten, diese Bewertungen konsequent durchzuführen. Neben dem Bewertungssystem konnte TCW auch eine Bündelung der Einkaufsprozesse mit anderen Unternehmensbereichen bei Gleichteilen erreichen und so ein höheres Einkaufsvolumen und damit eine bessere Verhandlungsposition realisieren. Die Einführung von regelmäßigen Abstimmungsterminen der Produktions- und Logistikleiter aller Standorte wurde etabliert, um eine höhere Transparenz über Bestände und Produktionskapazitäten zu erzeugen. Dadurch soll bezweckt werden, dass die Störung der Produktionsabläufe durch Prioritätslisten vermieden wird. In SAP hat TCW zusammen mit dem Unternehmen das Bestandsmanagement auf alle Standorte ausgeweitet und standardisierte Reports erstellt, um jederzeit ein transparentes Abbild sämtlicher Bestände im Produktbereich zu erhalten.

Mit den implementieren Maßnahmen konnte TCW die Logistikkosten des Unternehmens um 37% Prozent reduzieren und damit einen Beitrag zur Senkung der Produktkosten leisten.


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