[07.02.2008]
Das betrachtete Unternehmen ist einer der weltweit führenden Hersteller von Anwendungen aus dem medizintechnischen Bereich. In der Vergangenheit konnten die Preise der Zulieferer und die Vorstellungen der eigenen Gewinnmargen am Markt an die Kunden weitergegeben werden. Erst in den letzten Jahren führte der steigende Wettbewerbsdruck zu sinkenden Margen. Bei den Komponenten innerhalb des Untersuchungsbereichs konnten die Kosten am Markt nicht mehr gedeckt werden. Für das Unternehmen stellte sich daher die Frage einer Einstellung der Produktion dieser Komponenten oder der Durchführung massiver Kostenreduzierungen. Um weiterhin als einer der Marktführer im Markt bestehen zu können, kann das betrachtete Unternehmen die Produktion der Komponenten nicht einstellen und muss als Komplettanbieter auf dem Markt auftreten. Produkte mit geringem oder negativem Deckungsbeitrag können nicht vom Markt genommen werden.
Aufgabe des Projektes war es, die lange Zeit vernachlässigten Potenziale im Einkauf aufzuzeigen und Maßnahmen zur Realisierung der Potenziale zu erarbeiten. Bis heute werden lohnintensive Produkte kaum in Niedriglohnländern beschafft. Mit Hilfe des Global Footprint Ansatzes konnten in einem ersten Schritt Einkaufspotenziale für die Beschaffung in Niedriglohnländern unter der Berücksichtigung der Total Cost of Ownership identifiziert werden. Im Rahmen der Projektarbeit wurden für die Lieferanten die drei Kernstrategien „Kooperation", „Konfrontation" und „Wechsel" erarbeitet. Bei strategischen Lieferanten, bei denen besonders geringe Total Cost of Ownership zu verzeichnen sind, sollte eine gemeinschaftliche Betrachtung der Produkte zu einer neuen Kostenstruktur führen. Lieferanten mit hohen Lohnkosten und lohnintensiven Produkten wurden mit Unternehmen aus Niedriglohnländern gebenchmarked. Bei der Strategie „Konfrontation" konnten bei Lieferanten bereits während der Analysephase Quick Wins erzielt werden. Zum einen wurden über die Global Footprint Analyse potenzielle Lieferanten aus Niedriglohnländern identifiziert, zum anderen wurden die Produktkosten über Kostenkalkulationen nachkalkuliert. Im Rahmen der Rekalkulation und der Analyse von Alternativangeboten konnte ein jährliches Einsparpotenzial von 50 Prozent des Beschaffungsvolumens, was einem jährlichen Einsparvolumen von 300.000 EUR entspricht, ermittelt werden.
Ein Potenzial in dieser Höhe konnte lediglich dadurch entstehen, dass der Kostendruck in der Medizintechnik in den letzten Jahren gering war und Schwerpunkttätigkeiten der Unternehmen oft in Forschung und Entwicklung und nicht im Einkauf angesiedelt waren. Zur Realisierung der Potenziale wurde eine Strategie entwickelt, die nicht zwangsläufig zu einem Lieferantenwechsel führte. Dazu wurde der Lieferant mit den eingehenden Analysen und den Alternativangeboten konfrontiert. Als größtes Argument konnte die Kostenkalkulation vorgelegt werden, um die Potenziale mit dem bestehenden Lieferanten zu realisieren.