[12.12.2023]
Deutschland hat nach wie vor das Zeug zur Erfindernation. Das beweisen zahlreiche innovative Projekte wie das autonome Forschungsfahrzeug EDGAR der TU München. Welche Weichen dafür aber langfristig gestellt werden müssen, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Jörg Lamprecht ist einer der erfolgreichsten deutschen Start-up-Gründer. Sein Unternehmen Dedrone – ein Drohnenabwehrspezialist, der nach eigenen Angaben Marktführer im Bereich Luftraumsicherheit ist – hat mittlerweile seinen Hauptsitz in San Francisco. Im Zentrum der Technologie-Branche findet laut Lamprecht gerade die nächste Revolution statt. Eine Revolution, die Deutschland seiner Meinung nach derzeit verpasst. Beeindruckt ist Lamprecht vor allem von den selbstfahrenden Taxis, die dort mittlerweile ganz selbstverständlich sind. Er sagte kürzlich in einem Interview, nachdem er gerade drei Monate im Silicon Valley verbracht hatte: “Selbstfahrende Autos könnte auch das Autoland Deutschland bauen. Als leidenschaftlicher Überzeugungseuropäer frage ich mich: Warum machen wir es dann nicht?” Auch andere europäische Länder wie Estland würden Deutschland mittlerweile bei der Digitalisierung den Rang ablaufen.
Das Beispiel zeigt: Deutschland galt lange Zeit als Erfindernation. Mittlerweile werden die meisten Innovationen woanders gemacht. Im Silicon Valley kann man sich, so wie Lamprecht es getan hat, bereits per App ein Taxi bestellen, das einen ohne Fahrer von A nach B bringt. In Deutschland wird noch an der Technik geforscht. So haben Mitarbeiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München (TUM) eine Software für autonomes Fahren entwickelt, die das Risiko auf der Straße fair verteilt. Im kommenden Jahr soll ein Forschungsfahrzeug mit dem Namen EDGAR zu Testzwecken als autonomer Taxi-Shuttle um den Bavariaring am Oktoberfest fahren. Die Expertise ist also längst vorhanden, doch die bürokratischen Hürden sind in Deutschland und der EU oft viel zu hoch, um innovativ zu sein und gute Ideen schnell in der Praxis umzusetzen.
So kritisiert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) laut einem Bericht des Handelsblatts, dass beispielsweise auf EU-Ebene immer mehr Regulierung hinzukomme. “2021 kamen auf ein abgeschafftes Gesetz noch 1,5 neue, im vergangenen Jahr lag das Verhältnis bereits bei 1 zu 3,5 – und im Juni dieses Jahres kamen auf ein abgeschafftes Gesetz sogar fünf neue”, heißt es in einem Bericht vom Oktober.
Die ausufernde Bürokratie war auch Thema auf dem Arbeitgebertag in Berlin im Oktober. Dort kritisierte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger die Ampelkoalition scharf und forderte sie auf, mehr für den Standort Deutschland zu tun: „Ein gezielter Bürokratieabbau ist ein kostenloses Konjunkturprogramm.“
82 Prozent der Unternehmer sehen laut einer Forsa-Umfrage den Standort Deutschland in Gefahr. Als Gründe werden unter anderem hohe Energiepreise und fehlende Fachkräfte genannt. Laut der Umfrage fordern 70 Prozent der Unternehmen Verbesserungen im Bildungssystem, 85 Prozent einen Abbau der Bürokratie, 69 Prozent eine Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung. Auch die Klimapolitik der Ampel kommt auf Arbeitgeberseite nicht gut an. „Die Standortbedingungen stimmen nicht mehr“, sagte Dulger beim Deutschen Arbeitgebertag.
Hinzu kommt, dass nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds Deutschland der einzige G7-Industriestaat ist, dessen Wirtschaft in diesem Jahr schrumpft. Aber nicht nur das: Vor allem die ausländischen Investitionen in Deutschland sind nach OECD-Zahlen zuletzt fast vollständig eingebrochen. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass Unternehmen noch nie so viel Geld aus Deutschland abgezogen haben wie im vergangenen Jahr. Auch deutsche Unternehmen entscheiden sich immer öfter dazu, im Ausland zu investieren statt in Deutschland.
Was muss sich also ändern? Was brauchen Unternehmen, um zukunftsfähig zu sein und was braucht der Wirtschaftsstandort Deutschland, um wettbewerbsfähig zu bleiben?
Darauf will das Münchner Management Kolloquium (MMK), seit über 30 Jahren Deutschlands größter Wirtschaftskongress, eine Antwort geben. Im März kommen dort Führungskräfte und Unternehmer mit Politikern und Professoren zusammen, um in den Austausch zu gehen und zum diesjährigen Leitmotiv der Konferenz Gemeinsam stark zu referieren und Lösungsansätze vorzustellen. Denn nur durch Vernetzung und Kollaboration, davon ist das MMK überzeugt, werden die deutsche Wirtschaftsregion und Europa erfolgreich bleiben können. Daher stehen Best-Practice-Lösungen bei der zweitägigen Konferenz in München im Mittelpunkt. Die Referenten stellen Lösungsansätze aus ihren Unternehmen vor, die zeigen, wie Herausforderungen gemeistert und am sinnvollsten überwunden werden können. Das Motto lautet: Von den Besten lernen.
Um das vorhandene Potenzial hervorzuheben, soll besonderen Leistungen eine Bühne verschafft werden, um Vorbild für andere zu sein. Daher zeichnet das MMK im kommenden Jahr Unternehmen aus, die durch ihre exzellenten Managementleistungen hervorstechen. Zum ersten Mal wird der MMK Award of Excellence in den Kategorien Innovative Managementansätze, Künstliche Intelligenz, Herausragende Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit sowie Start-ups und deren bahnbrechende Gründerideen verliehen.
“Spitzenleistungen sind auch in Deutschland möglich – sie sind jedoch aktuell nicht die Regel”, sagt MMK-Gründer und Geschäftsführer Prof. Horst Wildemann. Genau diese Spitzenleistungen will der MMK Award of Excellence hervorheben und ihre Vorbildfunktion würdigen, “als Signalfunktion an Kunden und potenzielle Mitarbeiter”, wie Prof. Wildemann unterstreicht.
Denn, das wird das MMK zeigen, das Potenzial ist längst vorhanden, um Deutschland wieder zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort zu machen. Vielleicht kommt die nächste Revolution dann doch aus Deutschland.
Das Bewerbungsformular und Informationen zum MMK Award of Excellence finden Sie auf unserer neuen Veranstaltungswebsite.