[20.02.2024]
Die Automobilindustrie aber auch alle Branchen die Halbleiter einsetzen standen in den letzten 2 Jahren vor einer beispiellosen Herausforderung. Wir zeigen Ihnen die Lessons Learned aus der Halbleiterkrise an einem Fallbeispiel aus der Automobilbranchesteht vor beispiellosen Herausforderungen und Veränderungen. Diese Analyse bietet einen umfassenden Einblick in die strategischen Anpassungen im Einkauf und er Supply Chain. Das TCW unterstützte die Entwicklung dieser Anpassungen und einem speziellen Ansatz.
Die Halbleiterkrise stellte eine beispiellose Herausforderung für die globale Industrie dar, mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Unternehmen. Diese Krise war das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie erlebte die Welt einen dramatischen Anstieg der Nachfrage nach Elektronikprodukten. Der abrupte Übergang zum Home-Office und Fernunterricht erzeugte einen beispiellosen Bedarf an Computern, Tablets und anderen Kommunikationsgeräten. Diese sprunghaft gestiegene Nachfrage traf auf eine Halbleiterindustrie, die bereits an ihrer Kapazitätsgrenze operierte, was zu einer deutlichen Verknappung der Halbleiter führte. Parallel zu diesem Anstieg der Nachfrage kam es aufgrund der Pandemie zu erheblichen Produktionsunterbrechungen. Lockdowns und andere pandemiebedingte Einschränkungen zwangen viele Halbleiterfabriken, ihre Produktion zu drosseln oder zeitweise ganz einzustellen. Diese Unterbrechungen führten zu weiteren Engpässen in den bereits angespannten Versorgungsketten. Ein zusätzlicher Faktor, der die Situation verschärfte, war die geografische Konzentration der Halbleiterproduktion in wenigen Regionen, insbesondere in Asien. Probleme in diesen Schlüsselregionen, wie Naturkatastrophen oder politische Spannungen, hatten unmittelbare und weitreichende Auswirkungen auf die weltweite Verfügbarkeit von Halbleitern. Die Automobilindustrie, die aufgrund ihrer globalen und komplexen Lieferketten besonders anfällig für Störungen ist, sah sich besonders betroffen. Die Branche verlässt sich traditionell auf Just-in-Time-Produktionsmodelle, bei denen Lagerbestände minimiert werden, um Effizienz und Kosteneinsparungen zu maximieren. Diese Strategie, die unter normalen Umständen vorteilhaft ist, erwies sich unter den Bedingungen der Halbleiterkrise als besonders vulnerabel. Die Kombination aus steigender Nachfrage nach Elektronik, Produktionsunterbrechungen, geografischer Konzentration der Halbleiterproduktion und der Komplexität der Lieferketten führte zu einem perfekten Sturm. Für das Unternehmen resultierten diese globalen Störungen in signifikanten Produktionsausfällen und Lieferkettenunterbrechungen. Da es stark von einer reibungslosen Lieferkette abhängig ist, sah sich mit erheblichen Herausforderungen in der Aufrechterhaltung seiner Produktionskapazitäten konfrontiert. Modelle mit hoher Nachfrage waren plötzlich von Verzögerungen betroffen, und die Planungssicherheit in der Produktion wurde untergraben. Die Auswirkungen waren nicht nur auf die Produktionszahlen beschränkt, sondern hatten auch finanzielle Konsequenzen. Die Krise zwang das Unternehmen und andere Automobilhersteller, ihre Produktionsstrategien zu überdenken und alternative Wege zu finden, um die Versorgung mit Halbleitern zu sichern und die Produktion aufrechtzuerhalten.
Als Reaktion auf die Halbleiterkrise ergriff das Unternehmen mehrere strategische Maßnahmen, um die Auswirkungen auf die Produktion zu minimieren und die Resilienz des Unternehmens zu stärken. Zunächst wurde eine Task Force gegründet mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen. Dabei galt es zunächst Transparenz über die eigene Lieferkette zu schaffen, um zu erkennen, was wo und wie produzieret wird. Dabei wurde die komplette Kette durchleuchtet von der Rohstoffgewinnung bis zum fertigen Produkt. Ein zentraler Schritt war der Aufbau direkter Beziehungen zu Halbleiterherstellern. Diese Maßnahme zielte darauf ab, die Abhängigkeit von Zulieferern zu verringern und eine stabilere und zuverlässigere Versorgung mit Halbleitern zu gewährleisten. Durch den direkten Kontakt zu den Halbleiterproduzenten konnte das Unternehmen nicht nur die Transparenz über die Verfügbarkeit und Lieferzeiten verbessern, sondern auch eine engere Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Produktion von für das Unternehmen spezifischen Halbleiterkomponenten fördern. Um kurzfristigen Engpässen besser begegnen zu können, erhöhte es seine Lagerbestände an kritischen Komponenten. Diese Strategie war ein Abweichen vom bisherigen Just-in-Time-Ansatz und zielte darauf ab, einen Puffer für unvorhersehbare Lieferunterbrechungen oder plötzliche Nachfragesteigerungen zu schaffen. Durch die höheren Lagerbestände konnte das Unternehmen flexibler auf Marktschwankungen reagieren und Produktionsausfälle reduzieren. Darüber hinaus führte man flexiblere Produktionsmethoden ein. Diese Veränderungen ermöglichten es dem Unternehmen, schneller und effizienter auf Schwankungen in der Halbleiterverfügbarkeit zu reagieren. Die Flexibilisierung der Produktion umfasste unter anderem die Anpassung von Fertigungsabläufen und die Einführung variablerer Produktionspläne, die es erlaubten, je nach Verfügbarkeit von Halbleitern unterschiedliche Fahrzeugmodelle oder -varianten zu priorisieren. Lange Lieferketten können, entgegen der aktuellen Tendenzen zur Verkürzung derselben, durchaus Vorteile bieten. Insbesondere in Situationen wie Naturkatastrophen oder unvorhergesehenen Ereignissen, wie dem Fukushima-Vorfall, zeigt sich ein entscheidender Nutzen. Die längeren Lieferzeiten ermöglichen eine zeitnahe Identifizierung von fehlenden Bauteilen, oft erst nach 3-4 Wochen. Dieser zeitliche Spielraum erlaubt es Unternehmen, flexibel zu reagieren und alternative Maßnahmen zu ergreifen. Im Gegensatz dazu könnten kurz gehaltene Lieferketten bei derartigen Ereignissen Schwierigkeiten in der Anpassung mit sich bringen. Daher sollte die Flexibilität, die durch längere Lieferketten geboten wird, sorgfältig berücksichtigt werden, wenn Entscheidungen über die Verkürzung von Lieferketten oder die Auswahl von Produktionsstandorten getroffen werden.
Mit der Erfahrung von TCW wurde eine umfassende strategische Neuausrichtung vorgenommen. Ein zentraler Aspekt dieser Umgestaltung besteht in erheblichen Investitionen in die Entwicklung und mögliche Herstellung von Halbleiterprodukten, die für eine Vielzahl von Unternehmen unverzichtbar sind. Das dieser Fallstudie Unternehmen hat bedeutende Ressourcen in die Schaffung neuer Technologien investiert und bestehende Produktionsanlagen entsprechend angepasst. Dieser Schritt zielt darauf ab, das Produktportfolio zu diversifizieren. Das übergeordnete Ziel ist es, unabhängiger von Versorgungsengpässen im Bereich der Halbleiter zu werden und den Wandel von einem traditionellen Unternehmen zu einem innovativen Anbieter von Schlüsselkomponenten aktiv mitzugestalten. Eine weitere strategische Initiative besteht darin, eigene Produktionskapazitäten für Halbleiter zu etablieren. Durch den Eintritt in die Halbleiterproduktion möchte das Unternehmen seine Abhängigkeit von externen Lieferanten reduzieren und eine größere Kontrolle über die Kosten und Qualität der entscheidenden Komponenten gewinnen. Darüber hinaus verstärkt das Unternehmen seine Bemühungen in eigene Forschung und Entwicklung, insbesondere in dem Bereich automatisierte Prozesse für Halbleiter. Durch die Konzentration auf diese Schlüsseltechnologien strebt das Unternehmen an, innovative Lösungen für die zukünftige Nutzung von Halbleitern zu entwickeln. Dies beinhaltet die Entwicklung effizienterer und leistungsfähigerer Halbleitersysteme sowie die Optimierung der Herstellungsinfrastruktur. Diese strategische Neuausrichtung auf Halbleiter spiegelt das Bestreben des Unternehmens wider, sich an die sich wandelnden Anforderungen des Marktes anzupassen und eine führende Rolle in der Zukunft der Halbleiterbranche einzunehmen. Mit diesen Initiativen positioniert sich das Unternehmen an der Spitze der technologischen Entwicklung, trägt aktiv zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Halbleitertechnologien bei und beugt künftige Versorgungsengpässe in diesem Bereich vor.
Neben diesen Herausforderungen ist das Unternehmen auch bestrebt, seine soziale Verantwortung und sein Engagement für Nachhaltigkeit zu stärken. Es hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 CO2-neutral zu sein. Dies beinhaltet Investitionen in nachhaltige Technologien und umweltfreundliche Produktionsmethoden. Das Unternehmen nimmt seine Verantwortung für den Umweltschutz ernst und implementiert Maßnahmen zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks seiner Produkte und Produktionsprozesse. Dies beinhaltet die Reduzierung von Emissionen, die Optimierung von Ressourceneffizienz und die Förderung der Kreislaufwirtschaft.
In Summe offenbarte die Halbleiterkrise die Verwundbarkeit der Industrie gegenüber globalen Ereignissen und unterstrich die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung, sowohl in der Produktionsplanung als auch in der Gestaltung der Lieferketten. Die Bewältigung der Halbleiterkrise und die strategische Neuausrichtung sind entscheidende Schritte, um das Unternehmen für zukünftige Herausforderungen zu rüsten. Durch Innovation, Flexibilität und ein verstärktes Engagement für Nachhaltigkeit positioniert sich das Unternehmen, um in einer sich schnell wandelnden Industrie weiterhin eine führende Rolle zu spielen. Das TCW unterstützte das Unternehmen sowohl bei der Initiierung der Task Force, als auch bei der strategischen Neuausrichtung.