Die Komplexitätskostenrechnung dient der systematischen Analyse aller erlös- und kostenseitigen Effekte entlang der Wertschöpfungskette, die durch externe und interne Komplexitätstreiber in Produkten und Prozessen hervorgerufen werden. Das IT-basierte Komplexitätsindex-Modell wird als Entscheidungsgrundlage für eine optimale Gestaltung des Produktprogramms genutzt.
Unternehmen aller Branchen stehen einer permanent steigenden Komplexität gegenüber, die ihre Ursache insbesondere in einer zunehmenden Vielfalt an Produkten, Dienstleistungen, Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie Prozessen hat. Die hieraus resultierenden Komplexitätskosten werden infolge des hohen Erfassungsaufwands oftmals nicht explizit ausgewiesen und zeichnen sich insgesamt durch eine geringe Transparenz aus.
Sowohl Kostenwirkungen als auch die Ursachen der Komplexität lassen sich häufig nur expost bestimmen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass die Komplexitätskosten nicht dort anfallen, wo sie entstehen und sich in den Prozessen verbergen. Die Bewertung von Komplexität im Unternehmen stellt jedoch zunehmend eine Entscheidungsgrundlage für die optimale Produktprogrammgestaltung dar. Daher ist die systematische Quantifizierung von Komplexitätstreibern und -wirkungen mittels Komplexitätskostenrechnung und Komplexitätsindex-Modells eine wichtige Grundlage für fundierte Managemententscheidungen.
Bei der Komplexitätskostenrechnung werden erlös- und kostenseitige Effekte, die durch Komplexität hervorgerufen werden, beschrieben und systematisiert. Die verursachungsgerechte Kostenbewertung unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinkosten und des gesamten Produktlebenszyklus wird über definierte Methoden und Instrumente unternehmensindividuell ermittelt. Dabei können die Schwerpunkte der Analysen im Bewertungsmodell unterschiedlich auf die Bereiche Kostenverhalten, Kostentransparenz und Kostenflexibilität gelegt werden. Die Anwendbarkeit der Instrumente ist anhand empirisch ermittelter Anforderungen erprobt.
Die Methoden zur Kostenermittlung sind so gestaltet, dass sie in allen Phasen des Produktentstehungsprozesses greifen. Um das Ziel einer Berücksichtigung des gesamten Wertschöpfungsprozesses erfüllen zu können, werden auch unternehmensübergreifende Prozessschritte in die Kostenrechnung mit einbezogen.
Die Ermittlung der Komplexitätsursachen und -treiber wird unternehmensindividuell entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchgeführt. Eine Trennung nach Organisationseinheiten (Kostenstellen) ergänzt die projektorientierte Analyse. Zur Untersuchung der Prozessabläufe zählt auch die präzise Analyse von logistischen Ketten. Ein Schwerpunkt liegt auf einer sehr differenzierten Erfassung von Komplexitätsursachen und -treibern sowie deren Wirkungen in der Produktion und den vor- und nachgelagerten Bereichen. Durch Zuordnung der bereichsspezifischen Komplexitätskosten zu den Treibern sowie die Abbildung in einer gewichteten Komplexitätstreiber-/Wirkungsmatrix können schließlich in Workshops Handlungsfelder zur Reduzierung der Komplexitätskosten abgeleitet werden.
Parallel dazu kann durch die Adaption eines unternehmensindividuellen Komplexitätsindex-Modells ebenfalls Transparenz über die wesentlichen Treiber und Wirkungen von externer und interner Komplexität erreicht werden. Dies kann insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) ein pragmatischer Ansatz sein, erste Indikationen für situationsspezifische Handlungsstrategien zur Komplexitätsreduzierung und zur Optimierung von Produktprogrammen zu finden, bevor eine detaillierte Komplexitätskostenrechnung aufgebaut wird. Das TCW bietet hierzu ein IT-tool-basiertes Komplexitätsindex-Modell an, in dem typische Treiber und Wirkbeziehungen sowie Benchmarks aus unterschiedlichen Branchen hinterlegt sind.
Durch die TCW-Vorgehensweise werden nicht nur Kostenaspekte analysiert und ermittelt, sondern vielmehr die Handlungsfelder zur Kostenreduzierung erarbeitet. Somit entstehen für ein Unternehmen konkrete Ansatzpunkte zur Reduzierung der Komplexitätskosten. Außerdem legt das TCW großen Wert auf die Implementierung einer Vorgehensweise zur Komplexitätskostenrechnung. Hierzu werden Soll-Konzepte und Maßnahmen zu ihrer Umsetzung erarbeitet und eingeführt. In abgeschlossenen Projekten konnten die Komplexitätskosten und die Variantenvielfalt signifikant reduziert werden.