[14.06.2007]
Die Produktkomplexität verursacht durch Produkt-, Baugruppen- oder Bauteilvarianten Komplexitätskosten, die über den gesamten Produktlebensweg von der Entwicklung über den Einkauf, Produktion bis zur Außerbetriebnahme und dem Recycling anfallen. Diese Komplexitätskosten fallen teilweise innerhalb der Gemeinkostenbereiche an, so dass sie bei einer pauschalen Verrechnung auf unterschiedliche Produkte zu einer Quersubventionierung von Standardprodukten zu Varianten führt. Um diesen Effekt, der zu einer steigenden Anzahl verkaufter Varianten führt zu vermeiden, hat das TCW bei einem Unternehmen des Sonderanlagenbaus ein Preissystem eingeführt, das auf Basis von Komplexitätsklassen zu einer differenzierten Preisgestaltung führt. Für einzelne Baugruppen werden Komplexitätsklassen gebildet, die davon abhängen, wie viel Aufwand die Variante gegenüber einem Standard verursacht. Diese Kosten werden in einem höheren Zuschlagssatz berücksichtigt. Die Zuschlagsätze wurden anhand von repräsentativen Beispielprodukten auf Basis eine Prozesskostenrechnung ermittelt, sowie mit einer Hochrechnung auf die Gesamtkosten verprobt. Beispielhafte Variantenklassen sind Modifikationskonstruktionen, wo durch parametrisierte Konstruktionsmodelle Produktvarianten mit einem geringen Mehraufwand generiert werden können oder Neukonstruktionen, die zu deutlich höherem Aufwand führen. Die gewählte Vorgehensweise stellt ein pragmatischen Ansatz für die Berücksichtigung der Komplexitätskosten in der Angebotspreisgestaltung dar. Der große Aufwand für die Durchführung einer Prozesskostenrechnung fällt nur für die Entwicklung und Bewertung der Komplexitätsklassen an, muss aber nicht mehr für jede neue Variante durchgeführt werden. Somit wird die Transparenz über die anfallenden Komplexitätskosten erhöht und die zuvor beschrieben Quersubventionierung vermieden.
Als Ergebnis für die Umgestaltung des Preissystems wurde der Trend zu einer ausufernden Variantenvielfalt innerhalb der Angebote gestoppt, sowie den Deckungsbeitrag der Aufträge erhöht. Durch die wieder erlangte Wettbewerbsfähigkeit bei Standardprodukten wurde der Umsatz standardisierter Projekte deutlich gesteigert, ohne Marktanteil bei kundenindividuellen Projekten zu verlieren.