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Global Footprint Planning - Bedeutung eines länderspezifisch angepassten Ramp-ups

[28.12.2011]

Foto: Mimi Potter / fotolia.com

Ein länderspezifisch angepasster Ramp-up bei der Ausgestaltung des unternehmensweiten Produktionsnetzwerks sollte bei der strategischen Netzwerkplanung kontinuierlich beachtet werden. Die Betrachtung reicht vom „einfachen“ Anlauf eines neuen Produkts, über den Einsatz neuer, innovativer Technologien bis hin zum Ramp-up neuer Produktionsstätten. Hierbei gilt es, Kosteneffekte frühzeitig bei der strategischen Planung des Produktions-Footprints zu berücksichtigen.

Bedeutung der lokalen Produktion

Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass langjährig gewachsene und weiterentwickelte Standort-Strukturen an Grenzen stoßen, sei es aufgrund von Leistungsschranken oder generellen Fähigkeiten der Organisation, die nicht mehr oder nur unter großen Anstrengungen überwunden werden können. Um kostenoptimal aufgestellte Fertigungsstätten zu ermöglichen, sind in der Planung verfolgte Kostenziele frühzeitig zu belasten und langfristig einzuhalten. Um ein optimal am Markt ausgerichtetes Produktionsnetzwerk zu erreichen und damit über einen anforderungs­gerechten Global Footprint zu verfügen, sollten Unternehmen frühzeitig eine Vielzahl strategischer Fragestellungen beantworten. Dies gilt für die Platzierung globaler Produktionsstätten ebenso wie für den Produkt-Mix.

Der differenzierte Umgang mit kundengruppenspezifischen Anforderungen, sowie die Adaption an lokale, politische und rechtliche Rahmenbedingungen gilt es zu hinterfragen und landesspezifisch zu bewerten. Selbst wenn nicht direkt gefordert, wird häufig das Ziel verfolgt, projekt- oder programmspezifisch Produktionsstätten zu etablieren. Dabei kommt dem Konzept „in the region, for the region“, mit einer regionalen oder gar lokalen Produktion in den verschiedenen Regionen eine hohe Bedeutung zu. Hierbei haben sich insbesondere explizite wie implizite Local Content Requirements als neuer Entscheidungsfaktor für das Management ergeben. So besitzen Local-Content getriebene Standorte in manchen Bereichen eine sub-optimale Kostenposition. Diese Standorte müssen jedoch ebenso wettbewerbsfähig produzieren, auch wenn sie oft nur eine mittelfristige „Daseinsberechtigung“ aufweisen.

Bedeutung einer adäquaten Ramp-up-Planung

In diesen Kontext wird einem länderspezifischen Ramp-up oft eine zu geringe Bedeutung beigemessen. So zeigt die Praxis, dass es notwendig ist lokale Besonderheiten bei der Ramp-up-Planung zu berücksichtigen, die einen oft signifikanten Einfluss auf die Kostenbasis haben. Oft werden beispielsweise Lohnkostenvorteile in den BRIC-Staaten teilweise ausgeglichen, durch:

  • die Verfügbarkeit qualifizierten Personals,
  • das generelle Qualifikationsniveau,
  • das Qualitätsbewusstsein oder auch
  • andere, oft nicht auf den ersten Blick erkennbare Aspekte.

Die folgende Beispielrechnung verdeutlicht diesen Sachverhalt. Es wird gegenübergestellt, was ein angestrebter Ziel-Output von 15 Einheiten per Arbeitswoche in zwei Referenz-Szenarien bedeutet.

  • Szenario 1 zeigt den Ramp-up eines neuen Produkts innerhalb bestehender etablierter Strukturen in Deutschland.
  • Szenario 2 den Ramp-up eines neuen Produkts innerhalb einer neuen, wenn auch bestehenden Produktionsstätte in Indien.

Im Beispiel wird von einer Zeitspanne bis zur Erreichung der vollen Kapazität von 10 Wochen (Szenario 1) bzw. 25 Wochen (Szenario 2) ausgegangen. Ebenso wird eine lineare Steigerung angesetzt. Der daraus resultierende Output von 382 Einheiten (Szenario 1) zu 270 Einheiten (Szenario 2) erscheint als ein auch in der Praxis oft anzutreffendes Output-Verhältnis.


Abbildung 1: Ziel-Output von 15 Einheiten per Arbeitswoche in zwei Referenz-Szenarien

Risiko ungeplanter Mehrkosten

Dass sich durch die „Minderproduktion“ von 112 Einheiten Mehrkosten ergeben können, erscheint offensichtlich. Dies reicht von „geplanten“ Stückkostenvorteilen bzw. der besseren Allokation von Fixkosten in der Lernkurve, bis hin zur Auswirkung tatsächlicher Planungsfehler. Je nach verfügbaren Backup-Lösungen im Produktionsnetzwerk können signifikante Mehrkosten entstehen:

  • Minderproduktion: Pönalen, entgangener Profit, Strukturkosten
  • Alternativbelieferung aus anderem Standort: Mehrkosten durch suboptimale Transportwege oder schlechtere Lohnkostensituation

Lösungsvorschlag zum Ramp-up

Ein länderspezifisch angepasster Ramp-up sollte schon in der Frühphase möglicher Projekte umfassend geplant werden. Hierbei gilt es unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen, in Form von Local Content Requirements, einen realistischen Ramp-up zu ermöglichen. Zusätzlich kann es helfen, Zielkapazitäten großzügig auszulegen bzw. einen frühen Produktionsstart zu planen, um teilweise signifikante Mehrkosten zu vermeiden. Dies ermöglicht eine zuverlässige Produktion und damit einen Wettbewerbsvorteil. Auch kann es insbesondere bei Kleinserien weiterhin sinnvoll sein, auf etablierte Produktionsstrukturen in Hochlohnländern zurückzugreifen und gegebenenfalls auftretende Local Content Requirements - wenn möglich - durch die Überallokation in anderen Produktbereichen zu erfüllen.

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