[14.07.2011]
Das IT-Tool "Komplexitätsindex" bietet nach der Anmeldung die Möglichkeit, die individuelle externe und interne Komplexitätssituation des Unternehmens zu ermitteln, in einem interaktiven Benchmark mit anonymisierten Peergruppen zu vergleichen und individuelle Methodenempfehlungen zur Reduzierung, Beherrschung und Vermeidung der Komplexität abzuleiten. Bei der Quantifizierung externer und interner Komplexitätstreiber und deren Wirkungen auf die Unternehmensprozesse, das Produktprogramm, sowie die Unternehmensstruktur ergeben sich Problemstellungen, die eine direkte Erhebung eines Komplexitätsprofils ad absurdum führen würden. Das Tool bietet Lösungen für folgende Probleme der Quantifizierung von Komplexität (vgl. Abbildung 1):
Zum Erreichen der Zielsetzung wurde ein Gewichtungsfaktorenmodell implementiert, das Bezug auf die individuellen Rahmenparameter des Unternehmens nimmt. Das Tool ist so konzipiert, dass fehlende oder falsche Eingaben automatisch erkannt und dem Nutzer kenntlich gemacht werden. Einige der Angaben stellen Pflichtfelder dar, ohne die der Nutzer nicht zum nächsten Eingabeschritt gelangt, während Felder, die die Eingabe sensibler Unternehmensdaten (beispielsweise den EBIT) erfordern, auf freiwilliger Basis ausgefüllt werden können. Alle Daten werden anonymisiert, streng vertraulich behandelt und werden nur für den anonymisierten Benchmark genutzt.
Nach dem Login erfolgt eine Bewertung der externen Komplexitätstreiber, die durch umfassende empirische Analysen als die praxisrelevantesten Determinanten der externen Komplexität ermittelt wurden. Der Nutzer trifft in diesem Schritt eine Aussage über die Relevanz der Treiber für sein Unternehmen. Die Auswahl erfolgt auf einer 5-stufigen Punkteskala von 1 (keine Relevanz bzw. Wirkung) bis 5 (sehr hohe Relevanz bzw. Wirkung). Um ein einheitliches Verständnis der Treiber, sowie deren Ausprägungsraum sicherzustellen, wurden Kurzbeschreibungen für alle Treiber hinterlegt, die auch jeweils ein Beispiel für die maximale, sowie die minimale Treiberausprägung beinhalten und per popup- Fenster aktiviert werden können. In der zweiten Phase werden durch den Nutzer in analoger Weise die Ausprägungen für die 20 wichtigsten internen Komplexitätstreiber getroffen.
Die dritte Phase – Der erste Gewichtungsfaktor („Strukturdaten“) – berücksichtigt die individuellen Strukturdaten des Unternehmens: Die Branche, die Unternehmensgröße, sowie die Wertschöpfungstiefe. Zusätzlich beinhaltet der erste Gewichtungsfaktor Abfragen zu Struktur- und Erfolgsdaten des Unternehmens, die in der Datenbank des IT-Tools anonymisiert gespeichert und zur Filterung der Vergleichsgruppen im Rahmen des Komplexitätsbenchmarks genutzt werden können.
Die vierte Phase – Der zweite Gewichtungsfaktor („Komplexitätsbasis“) – berücksichtigt die spezifische Struktur des Produktprogramms des Unternehmens in einem zweistufigen Portfolio. Hierzu wird durch den Nutzer im ersten 4-Felder-Unterportfolio eine Aussage über die technologische und die geometrische Komplexität der Produkte und im zweiten 4-Felder-Unterportfolio eine Aussage über die Fertigungsart und die Produktprogrammbreite getroffen. Die Ergebnisse der beiden Einzelportfolios werden dann automatisch in einem Gesamtportfolio zusammengefasst, dessen 16 Felder mit Gewichtungsfaktoren hinterlegt sind.
Die fünfte Phase – Der dritte Gewichtungsfaktor („Komplexitätsfokus“) – beinhaltet eine Wahlmöglichkeit in Bezug auf den Wirkfokus der Komplexität im Unternehmen. Dabei kann der Nutzer eine prozentuale Aufteilung der Komplexitätswirkung auf die Produkte, die Prozesse und die Unternehmensstruktur vornehmen. Die Aufteilung muss dabei so erfolgen, dass die drei Teilsummen 100% ergeben. Im Algorithmus des Programms sind bestimmten Prozentklassen Gewichtungsfaktoren zugeordnet, die wiederum mit den prozess-, produkt- und unternehmensstrukturbezogenen Komplexitätstreibern verknüpft sind.
Nachdem der Nutzer alle 5 Eingabephasen durchlaufen hat, bietet das Tool mehrere Möglichkeiten der Datenauswertung und des Benchmarks. Die Filterkriterien zur Selektion der Peergruppe kann der Nutzer selbst bestimmen. Es besteht dabei die Möglichkeit, einzelne Filter zu aktivieren oder mehrere Filterkriterien kumulativ zu verknüpfen. Die Filterkriterien entsprechen den Strukturdaten, die im Rahmen des ersten Gewichtungsfaktors erhoben wurden (Branche, Wertschöpfungstiefe, Mitarbeiteranzahl, sowie Ebit- Marge). Als aggregierte Kennzahl der externen und internen Komplexitätssituation werden zunächst die Komplexitätsindexwerte auf einem Portfolio dargestellt. Der externe und interne Komplexitätsindex des Unternehmens berechnet sich als gewichtetes arithmetisches Mittel des gewichteten externen bzw. internen Komplexitätstreiberprofils. Der Ke- Wert eines Unternehmens trifft eine Aussage über die Ausprägungshöhe der externen Anforderungen, die an das Unternehmen herangetragen werden. Der Ki-Wert gibt Aufschluss über die Ausprägungshöhe des Abbildes dieser externen Komplexität im Produktprogramm, den Prozessen und der Unternehmensstruktur des Unternehmens. Eine erweiterte Aussagekraft erhält man durch die Bildung des Quotienten aus den beiden Werten (Ke/Ki). Der Quotient wird als „Komplexitätsfähigkeit“ des Unternehmens bezeichnet und gibt einen Hinweis auf die Effizienz des Unternehmens in der Übersetzung der externen Anforderungen in die internen Strukturen und das resultierende Leistungsangebot. Ein Unternehmen, das eine geringe Komplexitätsfähigkeit aufweist (<1), bildet externe Anforderungen weniger effizient ab, als ein Unternehmen mit einer hohen Komplexitätsfähigkeit (>1).
Um ein detaillierteres Bild zu erhalten kann das individuelle, gewichtete externe und interne Komplexitätsprofil des Unternehmens in einem Punktediagramm mit dem Durchschnittsprofil einer Peergruppe verglichen werden. Eine weitere Darstellungs- und Vergleichsform des Komplexitätsprofils stellt der Benchmark im Spinnennetzdiagramm dar (vgl. Abbildung 3), der in analoger Weise gefiltert werden kann. Auf der höchsten Aggregationsebene der Ergebnisdarstellung kann das Unternehmen seinen individuellen externen und internen Komplexitätsindex (Ke- und Ki- Wert) mit den gefilterten Vergleichsunternehmen auf dem Komplexitätsindex-Portfolio gegenüberstellen.
Als weitere Ergebnisgröße können entsprechend der individuellen Komplexitätssituation spezifische Methodenempfehlungen in Form von frei zum Download zur Verfügung stehenden Steckbriefen abgeleitet werden. Die Methodenauswahl erfolgt mittels eines im Algorithmus des Tools hinterlegten, mehrstufigen Filtersystems, das auf die Ausprägung der gewichteten Komplexitätstreiber, sowie auf den Komplexitätsfokus des Unternehmens zurückgreift. Zudem kann eine manuelle Filterung der Methoden durch den Nutzer entsprechend der Komplexitätsstrategie (kurzfristig, mittelfristig oder langfristig) erfolgen.
Das IT-Tool "Komplexitätsindex" steht allen interessierten Nutzern kostenlos unter folgender Webadresse zur Verfügung:
https://www.tools.bwl.wi.tum.de/komplexitaetstool/