[30.01.2009]
Bei der länderübergreifenden Verlagerung von Produktionsstandorten sowie der Erschließung neuer Märkte sind die regionalen Produktionskosten des Ziellandes ein entscheidender Faktor, da auf Basis dieser Kosten unternehmensstrategische (z.B.: Standortwahl) und operative (z.B.: Vertragsverhandlungen) Entscheidungen getroffen werden. Für eine fundierte Prognose der Produktionskosten hat das TCW eine Methode für die produktspezifische Kalkulation von Zielkosten entwickelt. Diese Methode ermöglicht es, Herstellungskosten eines Produktes auf Teileebene zwischen Ländern unabhängig von Inflation und Wechselkursschwankungen überzuleiten.
Das Modell zur Zielkostenkalkulation beruht auf einer mehrdimensionalen Transformation von Produktionskosten eines Landes in beliebige Zielländer. Die Besonderheit liegt vor allem darin, dass die Transformation nicht auf einer rein monetären Ebene erfolgt, sondern auf die Charakteristika der Produktion der einzelnen Produktbestandteile eingeht.
Als Grundlage für die Transformation wird eine vollständige Stückliste des Produktes erstellt und positionsweise mit Herstellkosten im Ursprungsland versehen. Bei der Stücklisten-Erstellung und Kostenzuweisung wird dabei eindeutig zwischen Eigenfertigungs- und Zukaufteilen unterschieden und die Stückzahl der Gesamtproduktion vermerkt. Diese Parameter werden benötigt, um zu einem späteren Zeitpunkt Skaleneffekte je nach Produktionsvolumen pro Zielland zu berücksichtigen.
Die meist mehreren hundert Bauteile werden anschließend hinsichtlich ihrer Material-, Personal- und Maschinenkosten analysiert. Dabei wird detailliert auf die zu Grunde liegenden Rohstoffe, den Ausbildungsstand der produzierenden Mitarbeiter und die Kosten für die jeweiligen Produktionsmaschinen im Ursprungsland eingegangen. Das Ergebnis dieses aufwändigen Analyseverfahrens ist eine Untergliederung der Produktionskosten in nicht monetäre Faktoren auf Einzelteileebene (Material-Gewicht [kg], Personal-Minuten [min] und Maschinen-Minuten [min]). Des Weiteren werden Gewinnmargen von Zulieferteilen und Gemeinkosten ausgewiesen und berücksichtigt.
Kern der TCW-Methode zur Zielkostenkalkulation ist die Transformation der nicht monetären Faktoren in das Zielland. Unter Berücksichtigung der Spezifika des jeweiligen Ziellandes werden so die Faktoren Materialgewicht, Materialeigenschaften und Maschineneinsatz sowie Fertigungs- und Montagezeiten durch Mensch und Maschine an den neuen Produktionsstandort transformiert. Hierbei wird auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Fertigungsverfahren im Zielland eingegangen.
Das Transformationsmodell stützt sich dabei insbesondere auf die Unterschiede zwischen Ländern hinsichtlich ihres Automatisierungsgrades und ihrer Produktionstechnologie. Jedes Einzelteil der Stückliste wird hierbei auf sein Fertigungsverfahren hin untersucht und darauf hin kategorisiert. Jede dieser Kategorien werden wiederum Faktoren zugewiesen, in wie weit sich der Automatisierung- und Technologiegrad zwischen Ursprungs- und Zielland verändert. Diese Faktoren beeinflussen dann den prognostizierten Ressourcenverbrauch (nicht monetäre Faktoren) im Zielland.
Auf Basis dieser für das Zielland errechneten, nicht monetären Produktionsfaktoren, wird eine Hochrechnung auf Produktionskosten durchgeführt. Hierzu dienen ziellandspezifische Kostensätze für die verschiedenen Maschinenkategorien und Mitarbeiterlöhne sowie Rohstoffpreise.
Die Zusammenführung der Kostenbestandteile und die Erweiterung dieser um produktionsstättenspezifische Gemeinkosten und Gewinnmargen der Zulieferer liefern die Zielkosten für den neuen Produktionsstandort.
Zur Berücksichtigung der unterschiedlich hoch prognostizierten Produktionsmengen zwischen den verschiedenen Produktionsstandorten beinhaltet die TCW Methode zusätzlich eine Stückzahlenbereinigung des Zielkostenpreises. D.h. der Stückzahleneffekt fließt in das Endergebnis ein, indem der Anteil der Fixkosten produktionsmengenabhängig auf die Einzelstückpreise übertragen wird.
Damit die Zielkostenkalkulation komfortabel auf schwankende Wechselkurse, Personalkosten, Rohstoffpreise und Maschinenstundensätze angeglichen werden kann, werden diese Faktoren zentral im Modell hinterlegt. Auch die Faktoren bezüglich der Auswirkungen von Veränderungen im Automatisierungs- und Technologiegrades sind zentral im Modell hinterlegt. Dies ermöglicht eine einfache Justierung des Modells auf neue Begebenheiten und die schnelle Vergleichbarkeit von verschiedenen Fertigungsstandorten.
Das Ergebnis ist eine variabel an schwankende Rahmenbedingungen anpassbare Zielkostenkalkulation auf Teileebene für ein Gesamtprodukt.