[09.01.2019]
Wenn ein Unternehmen immer mehr Produktvarianten auf den Markt bringt, weil die Kunden danach verlangen, dann ist oftmals festzustellen, dass die Wertschöpfungsprozesse weniger beherrschbar werden und die Produkt- wie auch die Prozesskosten ansteigen. Der Gedanke, durch Standardisierung die interne Komplexität zu reduzieren, liegt nah - eine Modularisierung wäre vielleicht besser? Doch was ist der Unterschied und was ist machbar?
Es ist eine einfach klingende Erklärung: Sie "zerschneiden" Ihr Produkt in die richtigen Module und standardisieren dann die geeigneten Module über Varianten und Baureihen hinweg. Leider sind in vielen Fällen die Voraussetzungen für die variantenübergreifende Standardisierung aufgrund der konstruktiven Details nicht gegeben. Sind hingegen die Produkte modularisierungstauglich, weil neue Schnittstellen definiert wurden, können alle Hebel der Standardisierung greifen.
Unsere Empfehlung lautet deshalb: "Prüfen Sie das Modularisierungspotenzial – in den meisten Fällen ist nur dadurch die Standardisierung realisierbar".
Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass in vielen Unternehmen einzelne Produktbaureihen, aber auch Produktvarianten innerhalb einer Baureihe oftmals sehr individuell entwickelt werden. Dies geschieht aufgrund zeitlicher Abstände von Entwicklungsphasen wie auch aufgrund der organisatorischen Gegebenheiten. Ein Bewusstsein für modulare Architektur fehlt. Somit findet sich eine wesentliche Herausforderung im Paradigmenwechsel hin zu "Modularem Denken". Eine weitere Herausforderung liegt in der Tatsache begründet, dass Modularisierung Zeit benötigt. Die Umstellung einer Denkweise geht nicht von heute auf morgen. Zudem erfordert es Aufwand, den Modulbaukasten zu entwickeln. Die modulare Architektur erfordert zudem Veränderungen in den Geschäfts- und Wertschöpfungsprozessen und das wiederum führt zu einer Beeinflussung der Organisation.
Um die genannten Herausforderungen zu bewältigen und den Erfolg der Modularisierung nicht zu gefährden, sind eine Vielzahl an Voraussetzungen zu schaffen und Rahmenbedingungen zu klären:
Die Modularisierung von Produkten oder Lösungen ist durch Designänderungen zu vollziehen, die sich auf Funktionsanalysen und geeigneten Such- und Modularisierungsstrategien stützen, welche das TCW in mehreren Beratungsprojekten erfolgreich anwenden konnte. Eine Umsetzung über ein Pilotprojekt hinaus gelingt dadurch aber nicht.
Für einen Rollout sind weitere Arbeitspakete erforderlich:
Die Potenziale einer Modularisierung sind nach unserer Erfahrung sehr hoch, trotz des initialen Aufwands für die Entwicklung des Modulbaukastens. Der Zeitpunkt für den Entwicklungsbeginn ist abhängig von Produktlebenszyklen und Launchterminen zu setzen. Für eine schnelle Wirksamkeit kann die nächste Entwicklungsphase für ein bereits geplantes Produkt den Modularisierungs-Kickoff bilden, so dass die Einspareffekte anteilig bereits zum nächsten Launch erzielbar sind. Noch weitaus größere Potenziale werden bei Nutzung des Modulbaukastens für weitere Baureihen gehoben.
Das TCW ermittelt deshalb in jedem Projekt den Initialaufwand, die Einsparpotenziale sowie die Roadmap für die Pilotierung und den Rollout. In einem aktuellen Projekt wurden aufgrund der Unternehmensgröße 12 Modulbaukästen identifiziert. Die Initialaufwendungen waren in einem Zeitraum von jeweils etwa 1 bis 1 ½ Jahren zu leisten. Die Einsparpotenziale in den jeweiligen 5 Folgejahren lagen beim Doppelten bis Achtfachen des Initialaufwands, für einen Baukasten sogar beim 19-fachen, mithin ein hoher zweistelliger Millionenbetrag.