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Senkung der Beschaffungskosten: Linear Performance Pricing mittels Big Data

[31.05.2022]

Foto: Rawpixel.com - fotolia.com

Die im Einkauf verwendete Datenmenge steigt aufgrund immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen sowie immer größer werdenden Bestellvolumina rasant an. Als Manager in der Beschaffung den Überblick zu behalten, wird immer schwieriger – Einsparpotenziale sind nur noch schwer zu erkennen und verschwimmen in der Vielzahl der Daten. Das Problem spitzt sich also auf eine Kernfrage zu: Wo sind Kostenoptimierungen in meiner Datenmenge versteckt und wie kann ich meine Beschaffungskosten senken? Die Lösung bietet ein interaktives Big-Data-Tool, das von TCW für einen Kunden im Rahmen eines Beratungsprojektes entwickelt wurde.

Zunehmende Datenmengen als Komplexitätstreiber

Im aktuellen Fallbeispiel handelt es sich um einen Anlagenbauer, bei dem Cost-out Maßnahmen für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens essentiell waren. In den vergangenen Jahren waren dabei zwei Trends auszumachen. Zum einen stieg die Bauteilvielfalt im Unternehmen aufgrund von mannigfaltigen Kundenanforderungen und dem Zwang der Kostenreduzierung deutlich an. Dies führte dazu, dass Einsparmaßnahmen auf Bauteilebene immer schwerer zu erkennen waren. Zum anderen wurden bestimmte Bauteile bewusst nicht neu verhandelt. Die Annahme, dass die vereinbarten Preise an der Untergrenze des Möglichen liegen, existiert in vielen Unternehmen. Grund dafür ist die fehlende Transparenz. Es werden faktenbasierte Argumente benötigt, um dem Lieferanten in der Verhandlung die Stirn zu bieten. Diese werden den Einkäufern durch einen methodischen Ansatz zum Vergleich von Bauteilen und dessen Herstellungsparametern geliefert: Dem Linear Performance Pricing.

Das Prinzip der Linear-Price-Performance Analyse

Der Name des Linear Performance Pricing kommt von der Methodik, die bei der Identifikation von Kosteinsparungen zum Tragen kommt. Folglich werden dazu Preis und Leistung in einen Zusammenhang gesetzt. Durch eine Regression kann ein Trend ermittelt werden. Punkte unterhalb der Trendlinie deuten auf Bauteile hin, für die der Lieferant einen zu niedrigen Preis veranschlagt. Punkte oberhalb werden zu teuer eingekauft. Hier besteht der größte Handlungsbedarf. Bauteilpreise müssen durch Neuverhandlungen oder durch Resourcing reduziert werden. Die nötigen Argumente liefern Vergleiche mit Bauteilen, die bezüglich des Herstellungsaufwandes ähnlich sind, jedoch Unterschiede im Preis aufweisen. Neben einer klaren Handlungsempfehlung werden also anhand der Referenzbauteile zeitgleich Zielwerte für den neuen Preis geliefert.

Der große Vorteil des TCW-Tools besteht darin, Dinge miteinander vergleichbar machen zu können.

Die Umsetzung am Beispiel von Stahlbauteilen

Ein möglicher Anwendungsbereich kann die Warengruppe des leichten Stahlbaus sein. Zur Identifikation von versteckten Einsparpotenzialen werden zunächst zwei Kern- und mehrere zusätzliche Kriterien festgelegt. Neben dem Bauteilpreis wird ein zweites, kostentreibendes Kernkriterium, das am stärksten mit dem Preis im Zusammenhang steht, definiert. Dies kann beispielsweise das Bauteilgewicht oder das Volumen sein. Als zusätzliche Kriterien werden je nach Anwendungsfall weitere Bauteilcharakteristika definiert. Dies können beispielsweise Herstellungsparameter von Bauteilen wie Büge oder Schweißnähte sein, welche ein dediziertes Vergleichen zulassen. Schließlich können ähnliche Bauteile identifiziert und dessen Preise verglichen werden. Zwei Bauteile, die aus dem gleichen Material hergestellt werden, ähnlich schwer sind und dessen Herstellungsaufwand vergleichbar ist, können somit preislich verglichen werden. Liegt der Preis von Bauteil A nun deutlich über dem von Bauteil B kann eine klare Maßnahme zur Neuverhandlung definiert werden. Neben Eigenkonstruktionen kann diese Methodik auch für Norm- und Kaufteile angewandt werden.

Projektergebnisse

In Projekten aus der Vergangenheit stellte sich damit je nach Komplexität des Bauteils eine Einsparung zwischen 15 % und 28 % ein. Das interaktive Tool wurde dabei stetig weiterentwickelt und kann deshalb flexibel für jeden Anwendungsfall und verschiedenste Fragestellungen angepasst werden. Neben der Optimierung von Einkaufspotenzialen kann auch Entwicklungsseitig ein Rückschluss auf zu aufwändig designte Bauteile gezogen werden. Auch für die Vertriebsfunktion sind die Ergebnisse der Analyse interessant, da beispielsweise Produkte identifiziert werden können, die eine Mehrpreisfähigkeit besitzen und derzeit zu günstig verkauft werden. Hierbei wurde bei Beratungsprojekten eine Mehrpreisfähigkeit von bis 68 % erkannt (bezogen auf den Deckungsbeitrag). Neben der Data Science- und Methodenkompetenz besitzt TCW die Branchenerfahrung, um in Zusammenarbeit mit seinen Kunden versteckte Potenziale in ihren Daten zu erkennen und zu heben.

Beratungsleistungen

Publikationen

Praxisbeispiele

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