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Ermittlung von Produktpreisen und COGS-Berechnung in der Pharmaindustrie

[07.06.2022]

Foto: Flamingo Images - stock.adobe.com

Ein pharmazeutisches Unternehmen stand vor der Herausforderung, eine völlig neue Produktreihe aufzusetzen, wobei eine COGS-Kalkulation (Costs Of Goods Sold) mit einer hohen Voraussagequalität benötigt wurde. Die Frage nach den Herstellungskosten und dem Produktpreis war wichtig, denn es ging um den Produkt- und sogar den Unternehmenserfolg für die kommenden Jahre. Die TCW-Methodik zur Entwicklung eines praktikablen und exakten Kalkulationsschemas wurde dazu an die spezifischen Problemstellungen des Unternehmens angepasst.

Zielsetzung der Produktkalkulation in diesem Projekt

Auch ohne ein vergleichbares Produkt bereits entwickelt oder produziert zu haben, sollte die Produktkalkulation belastbare Werte liefern. Zur Beschleunigung des Entwicklungsprozesses und zur Reduktion der Berechnungskomplexität war es erforderlich, sich auf 15 Einflussgrößen zu konzentrieren.

Projektmanagement als Erfolgsfaktor

Die zielgerichtete Steuerung der Aufgaben und Projektorganisation werden in vielen Unternehmen bei der Erstellung eines neuen Kalkulationsschemas vernachlässigt. Aus diesem Grund haben die TCW-Berater zu einem frühen Zeitpunkt relevante Stellen kontaktiert und in Zuge dessen die Aufgabenstellungen definiert. Die Aufteilung der Aufgaben auf die TCW-Projektleitung, das Projektteam und die unterstützenden Fachbereiche erlaubte eine Parallelisierung der Maßnahmen und beschleunigte die Projektumsetzung. Das TCW-Projektteam war die zentrale Instanz für die Abstimmung und Kommunikation zwischen den verschiedenen Abteilungen sowie für die Präsentation der Ergebnisse an die Fachbereiche, das Management-Board aber auch an externe Stakeholder. Zusätzlich sorgte TCW für die Einhaltung des Projektfortschritts und die Koordination der Planungspakete.

Gesamtkonzept aus Bottom-up- und Top-down-Ansätzen

Die erarbeitete Produktkalkulation basiert auf dem Ansatz, dass anhand eines repräsentativen Arbeitsplans die Kosten der einzelnen Arbeitsschritte bottom-up ermittelt werden und den am Markt zu erreichenden Preisen (Top-down-Ansatz) gegenübergestellt werden. Ein Preis-Matching aus bottom-up und top-down führt zu dem Zielpreis. Durch die Abhängigkeit der Patienten von der Medikamentenwirkung besitzt diese Bestimmung in der pharmazeutischen Produktentwicklung eine ethische Fragestellung. Dem Leitbild des Unternehmens folgend, war das Ziel der Preisbestimmung primär die Deckung der verursachten Entwicklungs- und Produktionskosten. Die Visualisierung der groben Kostenblöcke erleichterte die Identifikation der Kostentreiber für das Produkt. Die Darstellung der Kostenfaktoren und deren Einfluss auf die Herstellungskosten ermöglichte eine gezielte Reduktion der Produktkosten, indem beispielsweise die Durchführung gewisser Arbeitsgänge auf andere Standorte verlagert oder aufwandsreiche Arbeitsgänge von Contract Manufacturing Organizations (CMOs) durchgeführt wurden. Wichtig war TCW, dass im Zuge der Entwicklung des Kalkulationsprozesses ebenfalls ein Prozess zur Nachkalkulation sowie zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Kalkulationsschemas festgelegt wurde.

Integration der Fachbereiche in die Modell-Erstellung

Für die Entwicklung der einzelnen Kostensummanden wurden, je nach Datengrundlage und Prozess, verschiedene Methoden eingesetzt. So wurden für die Produktions- und Qualitätskontrollprozesse Zeitaufnahmen und Versuche durchgeführt. Mit einem standardisierten Versuchsablauf konnten Materialverbräuche und Zeitbedarfe ermittelt und mit den definierten Einflussgrößen kombiniert werden. Zusätzlich zu den Versuchen wurden verschiedenartige Auswertungen der Betriebsdaten durchgeführt. Hierzu wurden beispielsweise die Durchlaufzeiten oder die angefallenen Energiekosten visualisiert. Mit der Erstellung von mehrdimensionalen Korrelationsanalysen und der Verknüpfung des Aufwands mit den Einflussgrößen war es möglich, je Summand vorauszusagen, welche Kosten für bestimmte Produktskalierungen zu erwarten sind. Zur Fundierung des Ergebnisses wurde das Schema durch Simulationen und weitere Versuche auf Probleme analysiert und entsprechend weiterentwickelt. Im letzten Schritt wurde das Modell durch eine schlanke Programmierung mit den Echtzeitdaten des ERP-Systems verknüpft.

Ergebnisse

Dem Unternehmen ist es durch die Unterstützung von TCW gelungen, in nur zehn Wochen ein völlig neues Kalkulationsschema zu entwickeln und die Balance zwischen der notwendigen und der möglichen Genauigkeit zu erzielen. Durch die optimierte Transparenz entstand ein besseres Verständnis für und ein hohes Vertrauen in die Kostenvorgaben. Ein wichtiger Aspekt des Projekterfolgs war die Integration aller direkten und indirekten Bereiche. Den Fachabteilungen wurde veranschaulicht, aus welchem Grund ein Kalkulationsschema notwendig ist und inwiefern sie davon profitieren. Die Illustration des Ziels war wichtig, um die Mitarbeitenden für das gemeinsame Projekt zu begeistern und keine falschen Erwartungen an das neue Kalkulationsschema zu wecken. Denn trotz der verbesserten Genauigkeit in der Kostenbewertung können die Herstellkosten während der Entwicklungsphase von pharmazeutischen Produkten nie mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmt werden.

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