[05.05.2015]
Ein neuer Trend sorgt für Furore in Unternehmen – Spielifizierung. Doch was ist das genau und wie können Unternehmen und Mitarbeiter davon profitieren? Spielifizierung nutzt bekannte Elemente aus Spielen, um die Arbeit interessanter und vor allem spaßiger zu gestalten. Kleine Spielchen zwischendurch gehören für viele Mitarbeiter zum Alltag.
Das Konzept der Spielifizierung nutzt diese Neigung und lenkt den Spieltrieb in konstruktive Bahnen. Dabei ist es nicht ausreichend, Punkte und Ranglisten an die Tätigkeiten zu knüpfen. Gerade das Feedback, die Bedeutung sowie die soziale Gemeinschaft innerhalb der Anwendung sind wichtige Bestandteile einer erfolgreichen Spielifizierung.
Doch was ist Spielifizierung genau? In der wissenschaftlichen Literatur wird Spielifizierung als die Nutzung von Spielelementen in spielfremden Umgebungen bezeichnet. Spielifizierung möchte die Emotionen, die bei Spielen hervorgerufen werden in den Berufsalltag einbringen. Dadurch kann die Motivation der Kunden, Mitarbeiter und des Personalnachwuchs beeinflusst werden. Spielifizierung bewegt sich im Spannungsfeld gesellschaftlicher Trends und nutzt die Spielaffinität sowie neue Medien für unternehmerische Belange. Unternehmen werden in die Lage versetzt, an dem Wachstum der Spielindustrie zu partizipieren. Spielifizierung ist für viele Unternehmen jedoch ein noch weitgehend unbekanntes Konzept. Die Anwendung wurde in den letzten Jahren primär im Marketing von Konsumgüterprodukten und Kundenbindungsprogrammen größerer Unternehmen genutzt. Obwohl die Vorteile und der praktische Nutzen der Spielifizierung bekannt sind, wurde das Konzept bisher noch kaum auf andere Unternehmensfunktionen übertragen. Wir zeigen den Einsatz der Spielifizierung am Beispiel des betrieblichen Vorschlagswesens.
Das betriebliche Vorschlagswesen zeichnet sich häufig durch fehlende Ideen der Mitarbeiter, mangelndes Interesse, Misstrauen, fehlenden Informationsaustauch sowie die Angst vor Mehraufwand aus. Gleichzeitig führen der hohe administrative Aufwand, die langen Bearbeitungszeiten sowie die mangelnde Transparenz über die Bewertungsabläufe zu einem nicht ausgenutzten Ideenpotenzial in den Unternehmen. Diese Probleme sind vor allem auf die starre Struktur der traditionellen Vorschlagskonzepte zurückzuführen (vgl. Abbildung 1).
Hier schafft die Spielifizierung Abhilfe. Durch die Implementierung von Spielifizierungselementen können die Hemmnisse im Innovationsprozess überwunden werden, wie zum Beispiel die niedrige Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Generell müssen sechs Bereiche analysiert werden:
1. Spieler: Die Spieler sind das Herzstück der Anwendung. Ohne eine genaue Analyse der Charakteristika der Spieler, kann eine spielifizierte Anwendung keinen Erfolg haben.
2. Verhalten: Hier muss eindeutig definiert werden, was das gewünschte Verhalten der Anwendung sein soll.
3. Spielmechanismen: In diesem Bereich müssen die grundlegenden Spielregeln und Prozesse der Anwendung definiert werden.
4. Komponenten: Punkte, Abzeichen, Level, Währungen, etc. stellen Spielkomponenten dar. Für die spielifizierte Anwendung müssen die richtigen Komponenten ausgewählt und ausgestaltet werden.
5. Spieldynamik: Die Spieldynamik beschreibt die Auswirkungen der Spielmechanismen und Komponenten auf den Spieler über die Zeit.
6. Spielästhetik: Spielifizierung will Emotionen bei den Spielern erzeugen. Nur so kann sie funktionieren. Die Spielästhetik beschreibt eben diese Emotionen, die ein Spieler während der Nutzung entwickelt.
Werden diese sechs Bereiche detailliert analysiert und anschließend ausgestaltet, kann Spielifizierung erfolgreich in Unternehmen genutzt werden und das betriebliche Vorschlagswesen kontinuierlich in den Bereich des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses gehoben und stabilisiert werden (vgl. Abbildung 2).
In einer britischen Behörde wurde Spielifizierung im betrieblichen Vorschlagswesen eingesetzt, um die Mitarbeiter zu motivieren mehr Vorschläge und Ideen einzureichen. Durch Spielifizierungselemente wie beispielsweise ein Punktesystem, Ranglisten, eine Community sowie einen Aktivitätsindex, wurden Anreize gesetzt, sich an der Verbesserung des Unternehmens zu beteiligen. Innerhalb des ersten Jahres partizipierten 4.000 Mitarbeiter am spielifizierten Verbesserungsvorschlagswesen und reichten 1.400 neue Ideen ein. In einem ersten Schritt wurden 63 der Vorschläge umgesetzt und Einsparungen von 22,5 Millionen Euro generiert.