[23.11.2022]
Bisher wurde der Produktionsfaktor Energie in weniger energieintensiven Industriesektoren wie dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobil- oder Pharmaindustrie wenig Beachtung geschenkt. Energie spielt bislang als Kostenfaktor nur eine untergeordnete Rolle in den Unternehmen. Häufig werden bei Effizienzsteigerungsprojekten nur die Faktoren Zeit und Material betrachtet. Jedoch gewinnen durch die steigenden Energiepreise Energieeffizienzprojekte zunehmend an Bedeutung, da der Kostenfaktor Energie nicht mehr zu vernachlässigen ist (vgl. Abbildung 1). Die Energiewende wird somit auch bei produzierenden Unternehmen ihre Spuren hinterlassen, da hier noch große Einsparpotenziale zu erwarten sind.
Studien zu Folge liegen die realisierbaren Einsparpotenziale insbesondere in bestehenden Anlagenparks und der dazugehörigen Automatisierungstechnik bei bis zu 28 %. Unternehmen stehen beim Thema „Energieeffizienzsteigerung“ aber oft vor dem Problem fehlender energietechnischer Kenntnisse sowie mangelnder zeitlichen und finanzieller Ressourcen. Ihnen fehlt ein ganzheitliches Konzept zur Steigerung der Energieeffizienz, welches einen nachhaltigen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit liefern kann.
Grundsätzlich lassen sich zwei Stellhebel zur Reduzierung des Energieverbrauchs in Unternehmen nutzen:
Stellhebel 1: Reduzierung des Energiebedarfs
Energieeffizienzsteigerung lässt sich durch die Beschaffung neuer, effizienter Maschinen und Anlagen realisieren. Auch können Energieeinsparungen durch Verhaltensänderungen und Produktionsoptimierungen (Reduzierung der Durchlauf- und Stand-By-Zeiten) erreicht werden. Über die Erneuerung der technischen Ausstattung (Verwendung energieeffizienter Beleuchtungen, Erneuerung der Gebäudeisolation etc.) kann ebenfalls der Energiebedarf von Unternehmen verringert werden.
Stellhebel 2: Erzeugung eigener Energie
Neben der Reduzierung des Energiebedarfs, trägt auch die eigene Energieerzeugung am Standort dazu bei Energiekosten zu reduzieren. Gerade bei größeren Standorten bietet es sich an, einen Teil des Energiebedarfs über Windkraftanlagen sowie Solaranlagen auf dem Werksgelände zu decken. Zudem kann eine effiziente Nutzung von Prozessabfällen wie Abwärme und Brauchwasser zur Effizienzsteigerung beitragen.
Eine systematische Reduzierung des Energieverbrauchs von Unternehmen wird durch die Gestaltung der drei Handlungsfelder Infrastruktur, Unternehmensprozesse sowie Organisation und Mitarbeiter erreicht (vgl. Abbildung 2). Dabei sind die Gestaltungsoptionen so zu wählen, dass eine höchstmögliche Erreichung der Energieeffizienzziele realisiert werden kann.
Handlungsfeld Infrastruktur
Im Handlungsfeld Infrastruktur ist die Anwendbarkeit von Energieeinsparmaßnahmen bei Anlagen, technischer Ausstattung sowie am Gebäude selbst zu überprüfen. So können alte Anlagen durch neue, effizientere Anlagen ersetzt, durch Retrofitting generalüberholt oder durch den Austausch energieintensiver Komponenten durch neuere und effizientere wie beispielsweise drehzahlgeregelten Elektromotoren energetisch optimiert werden. Auch sind die Wärmedämmungseigenschaften der Gebäude zu überprüfen und mit dem aktuellen Stand der Technik abzugleichen. Nur so lassen sich dauerhaft die Heizkosten reduzieren. Neben den eigentlichen Effizienzmaßnahmen zählt zum Handlungsfeld Infrastruktur auch das Schaffen von Transparenz über den Input und Output von Materialien, Ressourcen wie Strom, Dampf, Druckluft, Wasser sowie Emissionen wie CO2 und Lärm. Über diese Daten kann die interne Energieeffizienz ermittelt und einzelnen Kostenstellen direkt zugeordnet werden. Dies erlaubt eine zielgerichtete Optimierung der Unternehmensprozesse mit dem höchsten Energieverbrauch.
Handlungsfeld Unternehmensprozesse
Wesentliches Kriterium im Handlungsfeld Unternehmensprozesse ist die Verankerung der Energieeffizienz in den einzelnen Prozessschritten. Ziel ist es, die Energieverbräuche aller Prozesse transparent darzustellen und mittels Regelkreisen (PDCA-Zyklen) eine kontinuierliche Verbesserung im Hinblick auf den Energieverbrauch zu realisieren. Auf Basis von Benchmarks lassen sich Soll-Werte mit den Ist-Werten kontinuierlich vergleichen. Durch die Schaffung von Verbrauchstransparenz entstehen häufig auch Verbesserungsvorschläge von Mitarbeitern, da sie direkt sehen können, welche Auswirkungen ihr Verhalten auf den Energieverbrauch hat. So lässt sich nachhaltig die Energieeffizienz in den Unternehmensprozessen steigern.
Handlungsfeld Organisation und Mitarbeiter
Um einen nachhaltigen Erfolg der Energieeffizienzsteigerung in Unternehmen zu erreichen, sind die Mitarbeiter sowie die Unternehmensorganisation ein entscheidendes Handlungsfeld. Alle Mitarbeiter müssen mittels einer geeigneten Kommunikationspolitik informiert, eingebunden und zur aktiven Teilnahme animiert werden. Das Thema Energieeffizienz ist den Mitarbeitern über die Vorbildfunktion des Managements, geeignete Schulungsmaßnahmen sowie Workshops zu vermitteln, um eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Sensibilität im Unternehmen zu erreichen. Ein Machtpromotor in Form eines Energieeffizienzbeauftragten kann zusätzlich dazu beitragen, ein energieeffizientes Verhalten in allen Unternehmensbereichen zu fördern.
Zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Steigerung der Energieeffizienz kommen verschiedene Ansätze im Unternehmen in Frage:
Für die Umsetzung eines systematischen Energiemanagements zur Energieeffizienzsteigerung nimmt das TCW unternehmensindividuell alle Eingangsparameter für die Energieverbrauchsbewertung auf und erstellt aus diesen Daten einen maßgeschneiderten Methodenbaukasten sowie Handlungsempfehlungen zur Energieeffizienzsteigerung. Zudem werden in Workshops Energieeffizienzziele sowie Maßnahmen zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit der Unternehmensprozesse definiert.