[03.05.2000]
Dieses Unternehmen hat frühzeitig den Wert des Wissens erkannt - und das nicht nur auf Mitarbeiterebene. Unterschiedliche Wissensformen werden bereits über unterschiedliche Methoden für das Unternehmen im Rahmen eines durchgängigen Wissensmanagement-Konzepts nutzbar gemacht. Unternehmensinternes Wissen wird über permanente Begleitung der Produkte durch einzelne Personen über den gesamten Wertschöpfungsprozess hinweg weitergegeben. Wissen wird außerdem in Datenbanken mit umfangreichen Suchmöglichkeiten und sogenannten Best Practices-Datenbanken hinterlegt. Und zusätzlich achtet das Unternehmen darauf, sich nicht nur auf das eigene Wissen zu beschränken, was die latente Gefahr des Entfernens vom Markt beinhaltet: Externes Wissen wird gezielt über Joint Ventures gesucht und eingebracht.
Genau diese Probleme und die dazu denkbaren und bestehenden Lösungsansätze waren der Fokus des seit Mai 1999 unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Horst Wildemann durchgeführten Arbeitskreises mit dem Titel ‘Wissensmanagement - Neue Kernkompetenz erfolgreicher Unternehmen‘. Das Wissensmanagement hat im gesamten Jahr des Verlaufs des Arbeitskreises nichts an Aktualität verloren. Mit dem Einsatz von E-Technologien als Enabler für Wissensmanagement und der Informationsfülle, die das Internet anbietet, zeigt sich die erhebliche Bedeutung eines effizienten und dynamischen Wissensmanagements.
Im Rahmen des Arbeitskreises und somit als Vorreiter in ihren Bereichen haben sich die Unternehmen Blanco, CeramTec, Chemetall, Claas, DaimlerChrysler Aerospace MTU, Dynamit Nobel, FAG Kugelfischer, iXEC und Knürr am Arbeitskreis aktiv beteiligt, Wissen ausgetauscht und neues Wissen hinzugewonnen.
Forschungsziel war es, gezielt Wissensmanagement-Probleme aufzugreifen, theoretisch zu analysieren und praktische Umsetzungsbeispiele zu erarbeiten und forschungsmäßig zu begleiten. Bestehende Problemstellungen der beteiligten Unternehmen konnten eingebracht und in einer strukturierten Diskussion mit den weiteren Teilnehmern Ansätze entwickelt werden. Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ist der aktive Austausch des Wissens der jeweiligen Teilnehmer durch Präsentation der eigenen Ansätze und die Möglichkeit der offenen Diskussion. Zusätzlich wurde der verfügbare Wissenspool durch externe Referenten erweitert, die ihre Erfahrungen offen darlegten und die Teilnehmer auf ihrem Weg ermutigten.
Die im Rahmen der Veranstaltungen des Arbeitskreises behandelten Themen waren
In der Diskussion kristallisierte sich bereits frühzeitig die Relevanz der Nutzung des unternehmensintern vorhandenen Wissens heraus sowie das immense Potential, das sich durch Einbindung von Kundenwissen für Unternehmen ergibt. Dies wurde insbesondere dadurch deutlich, dass alle teilnehmenden Unternehmen bereits einzelne Lösungsansätze vorgenommen haben - aus den Problemen des Tagesgeschäfts heraus.
Doch bei den meisten Unternehmen waren diese Einzellösungen nicht in ein Konzept eingebunden oder unternehmensweit bekannt. Häufig zeigten sich den Führungskräften erst durch die theoretischen Konzepte, wie die bereits in ihren Unternehmen bestehenden ersten Ansätze weiterentwickelt werden konnten. Die aktive Auseinandersetzung mit der Thematik im Arbeitskreis hat, so ist die einhellige Meinung der Teilnehmer, einen gewissen Druck zur Selbstanalyse ausgeübt.
Gleichzeitig zeigte sich mit zunehmender Erfahrung über mögliche Lösungswege, dass die primäre Zielsetzung bei der Beschäftigung mit Wissensmanagement die Ausgewogenheit unterschiedlicher Ansatzpunkte sein sollte. Eine Beschränkung der Wissensmanagementaktivitäten auf Unterstützung der bestehenden Strukturen durch e-mail oder neue IT-Systeme ist unzureichend.
Es kommt im Wissensmanagement vielmehr darauf an, die bestehenden Unternehmensziele dahingehend zu hinterfragen, welche Methoden, Humanressourcen, Technologien und organisatorischen Maßnahmen zur Zielerreichung vonnöten sind. Um die jeweils richtigen Strategien für ein Unternehmen entwickeln zu können, muss aber zunächst festgestellt werden, welches Wissen intern bereits vorhanden ist, welches Wissen aufgebaut werden muss und welches Know-how von Kunden, Lieferanten oder Wettbewerbern beschafft werden kann. Wenn ein Unternehmen also erkennt, dass es für die Erreichung seiner Ziele in Zukunft insbesondere Ingenieure mit bestimmten 3D-CAD-Fähigkeiten benötigt, ist daher der erste Schritt die Betrachtung des tatsächlichen Qualifikationsprofils der bestehenden Mannschaft. Viele Vorgesetzte wissen nicht, ob sich Ihre Mitarbeiter nicht vielleicht privat bereits für solche 3D-Programme interessiert haben, sondern suchen solche Mitarbeiter direkt auf dem Stellenmarkt. Die bestehenden Stärken und Schwächen können aber auch weit strategischer sein - wenn sich ein Unternehmen global ausrichten möchte, so ist der bestehende Wissenspool einerseits auf bereits vorhandene Auslandserfahrungen des Unternehmens als auch auf (Englisch-) Kenntnisse der Mitarbeiter zu untersuchen, bevor Maßnahmen beschlossen werden.
Durch den Arbeitskreis sind die Teilnehmer überzeugt, dass Wissensmanagement ein stark personenbasiertes Konzept ist, das durchaus durch selektive Anwendung von Informationstechnologie vereinfacht werden kann. Wissensmanagement ist kein Konzept, das den Menschen ersetzt, sondern vielmehr ein Konzept, das den Stellenwert des menschlichen Wissens im unternehmerischen Zusammenhang betont.
Ein weiteres Ergebnis des Arbeitskreises ist es, dass viele Bereiche des Wissensmanagements theoretisch noch nicht in gewünschtem Maß erforscht und fundiert sind, um auftretende Phänomene erklären oder vermeiden zu können. Dies zeigte sich insbesondere in den Themenfeldern Übertragung von Wissen durch Explikation und im Abbau von Barrieren bei der Abgabe und Annahme von Wissen. Auch im Bereich des Wissenscontrollings wurde ein theoretisch umfassender und gleichzeitig praktikabler Bezugsrahmen entwickelt.
Fazit:
Weiterführende Literatur und Informationen zum Forschungsgebiet finden Sie unter TCW Publikationen.
Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Dr. h. c. Horst Wildemann
Dr. Marion Weissenberger-Eibl
Dipl.-Kffr. Sandra Pleskina
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Marco Heck
Dipl.-Kfm. Rolf Schumacher